Rund die Hälfte der deutschen Industriefirmen reagiert auf die zunehmende China-Konkurrenz mit Entlassungen, zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das Gros der befragten Firmen verweist auf unfaire Subventionen – und befürwortet Handelsschutzmaßnahmen.

„Made in China“, das galt mal als Label für billige, einfach produzierte Waren. Heute ist das anders: Mehr als jedes zweite deutsche Unternehmen mit Konkurrenz aus China sieht darin eine große oder eher große Herausforderung. Das zeigt eine neue repräsentative Befragung im Rahmen des IW-Zukunftspanels, für die die Wissenschaftler im März und April fast 900 Industrieunternehmen und industrienahe Dienstleister befragt haben.

Der Umfrage zufolge steht jedes vierte Unternehmen auf seinen Märkten im direkten Wettbewerb mit chinesischen Konkurrenten. Hier die zentralen Ergebnisse für diese Firmen:

Besonders betroffen ist das Produzierende Gewerbe, rund zwei Drittel der Industriefirmen sehen die Konkurrenz aus China als große oder eher große Herausforderung. Besonders frappierend: Selbst unter den besonders innovativen Firmen liegt dieser Anteil bei knapp 61 Prozent.

Vor allem bei den chinesischen Niedrigpreisen können die deutschen Firmen oft nicht mehr mithalten. Jedes zweite Unternehmen berichtet davon, dass chinesische Konkurrenten die eigenen Preise um mehr als 20 Prozent unterbieten. Bei fast der Hälfte der Industrieunternehmen sind es sogar Preisunterbietungen von mehr als 30 Prozent.

Zwar werden die chinesischen Unternehmen durchaus als innovativ eingeschätzt, doch hinter den niedrigen Preisen dürften auch harte politische Interessen stehen: Rund 60 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass die chinesische Regierung den Wettbewerb durch unfaire Subventionen verzerrt.
Etwa drei von vier Firmen mit China-Wettbewerb im Produzierenden Gewerbe verlieren deshalb Marktanteile. Fast jedes zweite greift deshalb zu Entlassungen, nahezu jedes dritte zu Auslandsverlagerungen. Das hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Die Industriefirmen, die mit Entlassungen reagieren, repräsentieren knapp 19 Prozent der fast 11 Millionen Arbeitsplätze im Produzierenden Gewerbe. Im Verarbeitenden Gewerbe, dem Kern der Industrie, sind es sogar 23 Prozent von 7,5 Millionen Erwerbstätigen.

Unternehmen befürworten Strafzölle
Auch deshalb sprechen sich die Unternehmen deutlich für Handelsschutzmaßnahmen aus. Über 80 Prozent aller befragten Firmen halten Strafzölle auf chinesische E-Autos für mindestens teilweise gerechtfertigt – gegeben, dass China tatsächlich auf unlautere Weise subventioniert. Dagegen sprechen sich nicht einmal sieben Prozent aus. Auch den Vorschlag, den Transfer von Technologien zu unterbinden, die China für sein Militär nutzen könnte, befürworten 76 Prozent der Firmen ganz oder teilweise – und das, obwohl sie darauf aufmerksam gemacht wurden, dass dieser Schritt die unternehmerische Freiheit deutlich einschränken würde.

„China spielt beim Handel schon seit Jahren kein faires Spiel“, sagt IW-Chinaexperte Jürgen Matthes. Deutschland und die EU dürften sich nicht einreden lassen, dass sie Protektionismus betreiben, während sie tatsächlich regelkonforme Handelsschutzinstrumente nutzen. „Es geht vielmehr darum, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Die EU darf die chinesische Subventionspolitik nicht tatenlos hinnehmen, sonst gefährdet sie das Überleben vieler eigentlich profitabler Firmen hierzulande“, sagt Matthes.

(c) IW, 11.06.2024

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