Deutschlandweit müssten jährlich 372.600 neue Wohnungen gebaut werden, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Besonders in den Großstädten ist der Bedarf groß. Nach IW-Prognosen wird sich künftig die Lage bessern – das dürfte allerdings noch einige Jahre dauern.

Wohnen ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Die eigenen vier Wände sind ein Rückzugsort und existenziell, niemand kann nicht wohnen. Allerdings ist der Bedarf deutlich größer als das Angebot: Bundesweit müssten jährlich rund 372.600 neue Wohnungen entstehen, um den Bedarf zu decken. Fertiggestellt wurden in den vergangenen drei Jahren jedoch jährlich nur rund 294.400 Wohnungen, zeigt eine neue IW-Studie. Insbesondere in den Großstädten ist der Mangel groß: Allein in den sieben größten deutschen Städten fehlen in diesem und im nächsten Jahr je 72.200 neue Wohnungen. In Berlin sind es 31.300 neue Wohnungen, in Hamburg 12.400, in München 8.900 und in Köln 7.500.

In den Großstädten muss mehr gebaut werden
Unter den sieben größten deutschen Städten ist die Differenz zwischen dem Bedarf an Wohnraum und den fertiggestellten Wohnungen in Köln bundesweit am größten, die Stadt konnte den Bedarf in den vergangenen drei Jahren gerade einmal zu 37 Prozent decken. Gefolgt von Leipzig (42 Prozent) und Stuttgart (43 Prozent). Dagegen hat München am meisten gebaut: Dort konnte 93 Prozent des Bedarfs gedeckt werden – trotzdem wurden auch dort immer noch nicht genug Wohnungen fertiggestellt. Der Wohnungsmangel in den Großstädten hat zur Folge, dass die Preise und Mieten steigen und ein Teil der Bevölkerung ins Umland abwandert.

Künftig weniger Nachfrage
Überall so viel zu bauen wie nur irgendwie möglich, ist aber auch nicht die richtige Lösung: Auf lange Sicht müssen sich die Städte mehr an den Bedarf anpassen. In einem zweiten Schritt haben sich die Studienautoren nämlich angeschaut, wie sich der Wohnungsbedarf in Zukunft entwickeln könnte. Das Ergebnis: Ab 2026 bedarf es jährlich nur rund 257.400 neuer Wohnungen. Das ist ein Rückgang von 31 Prozent. Damit könnte auch der Druck auf die Städte nachlassen: So müssten etwa Frankfurt, Düsseldorf und München in Zukunft weniger Wohnungen bauen, um den Bedarf zu decken.

„Die Bundesregierung hatte ursprünglich vor, dass jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen gebaut werden“, sagt IW-Immobilienökonom Ralph Henger. „Das ist inzwischen unerreichbar geworden.“ Jetzt brauche es gezielte Maßnahmen der Politik, damit sich das Problem nicht weiter verschärft: „Gerade in Großstädten ist die Situation grenzwertig. Hier passiert viel zu wenig. Die Kommunen müssen ausreichend Bauflächen bereitstellen und die Baustandards müssen gezielt reduziert werden, um die Kosten zu senken.“

Zur Methodik: Für die Studie wurde ein Wohnungsbedarfsmodell erstellt, das für die 400 Landkreise und kreisfreien Städte aufzeigt, an welchen Standorten die aktuelle Bautätigkeit von den derzeitigen und zukünftigen Wohnungsbedarfen abweicht. Die vergangenen bzw. derzeitigen Wohnungsbedarfe beziehen sich auf den Zeitraum von 2021 bis 2025, die zukünftigen Wohnungsbedarfe auf den Zeitraum von 2026 bis 2040.

(c) IW, 03.10.2024

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