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Mehr Geld für die arbeitende Mitte, Anreize für Mehrarbeit: Alle Parteien versprechen vor der Bundestagswahl Steuererleichterungen. Neue Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, was das netto bedeutet.
Neue Steuerkonzepte gehören zum Wahlkampf in Deutschland wie Luftballons, Kugelschreiber und Kandidaten, die in Bratwürste oder Heringe beißen. Doch was bedeuten die Zahlenkolonnen für den Gehaltszettel? Eine neue IW-Studie hat das untersucht und verschiedene Szenarien durchgerechnet.
Der arbeitenden Mitte wollen alle Parteien entgegenkommen – allerdings in unterschiedlicher Höhe. Einem alleinstehenden Durchschnittsverdiener mit einem Bruttogehalt von 50.000 Euro im Jahr will die SPD etwa mit 210 Euro im Jahr unter die Arme greifen, bei der Union wären es 869 Euro. Am höchsten fiele die Entlastung bei der FDP mit 2.211 Euro aus.
Große Unterschiede zwischen den Parteien
Der Plan von SPD und Grünen: Alle bis zu den Spitzeneinkommen sollen möglichst gleich entlastet werden. Bei der SPD erhält ein Single mit einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro demnach die gleiche Entlastung wie jemand mit 100.000 Euro – gut 200 Euro mehr im Jahr. Bei Union und FDP wächst die Entlastung mit dem Einkommen. Ein Single, der 100.000 Euro brutto im Jahr verdient, darf bei der Union mit 2.599 Euro im Jahr mehr rechnen, bei der FDP sogar mit 6.393 Euro.
Union und FDP entlasten Gutverdiener am stärksten
Wenig Überraschung bei der Linken: Sie will, dass Menschen mit höherem Einkommen deutlich mehr zahlen. Dafür möchte die Partei Alleinerziehende und Familien am stärksten entlasten. Eine Familie mit zwei Kindern und einem Alleinverdiener (Bruttogehalt: 42.000 Euro) soll nach ihren Plänen 3.814 Euro mehr bekommen. Bei der SPD wären es 340 Euro, bei der Union 440 Euro.
„Steuerentlastungen sind der beste Weg, um Menschen zu mehr Arbeit zu motivieren“, sagt IW-Steuerexperte Martin Beznoska. Deshalb sei es grundsätzlich sinnvoll, alle Einkommensklassen zu entlasten. Unklar bleibt bei allen Vorschlägen, woher das Geld dafür kommen soll: „Diese zentrale Frage meiden die Parteien gleichermaßen“, sagt der Studienautor.
IW, 19.02.2025