Die Streichung eines Feiertags wird kontrovers diskutiert: Die einen fürchten um fehlende Erholung, die anderen sehen darin eine Chance, die Wirtschaft anzukurbeln. Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass ein zusätzlicher Arbeitstag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je nach Berechnungsmethode zwischen fünf und 8,6 Milliarden Euro steigern könnte.

Deutschlands geplante Investitionsoffensive wird teuer, die Baby-Boomer gehen in Rente. Viele Ökonomen sprechen sich daher für die Abschaffung eines Feiertags auch in Deutschland aus. Als Symbol, dass wir wieder mehr arbeiten müssen. Dänemark hat es vorgemacht: Im vergangenen Jahr hat unser skandinavischer Nachbar einen Feiertag gestrichen und die Löhne entsprechend erhöht. Dadurch sollen 400 Millionen Euro mehr in den Staatshaushalt fließen. Gewerkschaften wie Verdi hingegen fordern in den aktuellen Tarifverhandlungen des Öffentlichen Dienstes genau das Gegenteil: Anstatt die Arbeitszeit zu erhöhen, wollen die Arbeitnehmer drei zusätzliche freie Tage im Jahr – bei vollem Lohnausgleich. Dabei würden die Effekte eines zusätzlichen Werktages in Deutschland Milliarden Euro Wirtschaftswachstum bedeuten, wie IW-Berechnungen zeigen.

Nicht alle Branchen profitieren im gleichen Maße
In einem Jahr gibt es etwa 250 Arbeitstage – ohne Wochenenden und Feiertage. Das heißt, ein Feiertag macht ungefähr 0,4 Prozent (1/250) der Arbeitszeit aus. Ein zusätzlicher Werktag würde bis zu 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen und somit bis zu 8,6 Milliarden Euro einbringen. Insgesamt erhält man je nach Methodik unterschiedliche Werte für die zusätzliche Wirtschaftsleistung durch einen zusätzlichen Arbeitstag (genaue Erläuterung siehe unten).

Der Effekt auf die Wirtschaftsleistung ist jedoch nicht in allen Branchen gleich groß, da in manchen Berufen Arbeit nachgeholt oder vorgezogen werden kann und die Kapazitäten nicht immer voll ausgelastet sind. Deshalb macht es auch beispielsweise in der Bauwirtschaft einen großen Unterschied, ob der Feiertag im Sommer oder im Winter liegt: Denn bei Eis und Schnee stehen die Kräne ohnehin still.

Mehr arbeiten, nicht weniger
Die Umsetzung der Streichung eines Feiertags wäre kompliziert, da die Feiertagsregelungen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich sind. Zudem stellen die föderalen Strukturen Deutschlands eine zusätzliche Herausforderung dar – jedes Bundesland müsste einzeln über eine Streichung beschließen.

„Klar ist aber, dass wir vor einem riesigen demografischen Problem stehen. Künftig werden mehr Arbeitnehmer in Rente gehen, als Jüngere nachrücken. Daher müssen wir nicht darüber reden, weniger zu arbeiten, sondern mehr“, sagt IW-Experte Christoph Schröder.

Methodik: Um zu berechnen, wie hoch der Mehrgewinn durch einen zusätzlichen Arbeitstag ist, gibt es mehrere Ansätze. So wird in der Beschreibung der konjunkturellen Entwicklung eine sogenannte Kalenderbereinigung vorgenommen, weil die Zahl der Arbeitstage von Jahr zu Jahr schwankt und Ostern beispielsweise nicht immer in dasselbe Quartal fällt. Hieraus lässt sich der Effekt eines zusätzlichen Arbeitstags ableiten und man erhält einen Wert von gut fünf Milliarden Euro Wirtschaftsleistung pro zusätzlichen Arbeitstag. Einen anderen Weg ging der Sachverständigenrat, als er in einem Sondergutachten berechnete, was die Abschaffung des Buß- und Bettags brächte. Er simulierte zwei Szenarien, einmal mit Produktionsanstieg, einmal mit Kostenreduzierung durch weniger Arbeitskosten, die zu ähnlichen Ergebnissen führten. Damit ergibt sich auf das heutige BIP-Niveau umgerechnet eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von bis zu 8,6 Milliarden Euro.

IW, 19.03.2025

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