Viele Schwimm- und Freibäder öffnen morgens später, schließen abends früher oder bleiben gleich ganz geschlossen, weil das nötige Personal fehlt. Neue Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen nun, wie groß die Lücke tatsächlich ist.
Deutschland diskutiert über seine Bäder: über Sanierungsstau, hohe Eintrittspreise und immer wieder über geschlossene Bäder – es fehlt an Personal. Neue IW-Zahlen auf Basis der Bundesagentur für Arbeit zeigen nun, wie groß die Bademeister-Lücke tatsächlich ist: Demnach fehlten Ende Juni deutschlandweit 915 Bademeisterinnen und Bademeister. Mit der Öffnung der Freibäder ist die Lücke gestiegen, während der Hallenbadsaison zu Jahresbeginn lag sie noch bei 315.
Immer weniger Kinder können schwimmen
Bundesweit gibt es je nach Quelle zwischen 6.000 und 7.800 öffentlich zugängliche Bäder. Die Zahl ist seit Jahren rückläufig – Kritiker machen das Bädersterben dafür verantwortlich, dass immer weniger Kinder schwimmen können. Der Personalmangel verschärft das Problem weiter, viele Bäder öffnen in der Hauptsaison bei bestem Wetter morgens später, schließen abends früher oder bleiben gleich ganz geschlossen, Schwimmkurse finden nicht wie geplant statt. Die Suche nach kurzfristigen Lösungen gestaltet sich schwierig: Mit der Pandemie haben sich viele Bademeisterinnen und Bademeister andere Jobs gesucht und sind nicht in ihren alten Beruf zurückgekehrt. Zudem macht sich auch hier der demografische Wandel bemerkbar, es gehen mehr Fachkräfte in den Ruhestand als neue nachrücken.
Lange Arbeitstage für Bademeister
Angehende Bademeisterinnen und Bademeister lernen im Rahmen ihrer Ausbildung, wie sie Unfälle im Wasser verhindern, organisieren Schwimmkurse, halten die Wasserqualität im Auge und sorgen dafür, dass Anlagen und Geräte funktionieren. Damit sind sie für den reibungslosen Ablauf in öffentlichen und privaten Bädern unverzichtbar. Sie arbeiten an Wochenenden, Feiertagen und abends meist bis 20 Uhr – das macht es schwer, Beruf und Familie zu verbinden. „Um den Mangel zumindest ein bisschen zu dämpfen, müssen die Berufsbilder attraktiv bleiben“, sagt IW-Fachkräfteexperte Gero Kunath. „In den Schwimmbädern zeigt sich, was wir schon in vielen Branchen beobachten: Der Fachkräftemangel führt in einigen Lebensbereichen zu Einschränkungen.“
(c) IW, 23.08.2023