Gute Nachrichten für die Lokführergewerkschaft GDL, schlechte für die Bahn und Millionen Kunden: Die GDL darf streiken, tagelang. Das betrifft nicht nur den Personen-, sondern auch den Güterverkehr – und führt in der eh schon schlecht laufenden Industrie zu weiteren Zusatzkosten.

Bis zuletzt kämpfte die Bahn, um den Streik doch noch abzuwenden und zog bis vors Arbeitsgericht in Frankfurt – vergeblich. Ab Dienstagabend, 18 Uhr, soll der Güterverkehr stillstehen, sechs Stunden später auch der Personenverkehr. Was für Millionen Zugreisende ein echtes Ärgernis ist, stellt Nutzer des Schienengüterverkehrs vor kostspielige Probleme. Denn die Industrie muss jetzt wieder einmal Produktionsplanungen und Logistikketten auf Bahnstreikmodus umstellen. Zwar haben die Unternehmen inzwischen reichlich Erfahrung mit solchen Ausfällen, dennoch kostet jeder Streik viel Geld und Nerven. Wie hoch die Kosten für Deutschland sind, lässt sich aber kaum beziffern. Richtig teuer wird es, wenn die Betriebe nicht produzieren, beispielsweise weil Rohstoffe fehlen. Erfahrungswerte von früheren Streiks sprechen in diesem Fall für Schäden von bis zu 100 Millionen Euro – pro Tag.

Stahl und Chemie besonders betroffen
Besonders betroffen sind Branchen, die auf die Bahn angewiesen sind: Dazu zählen Stahl- und Chemieunternehmen, aber auch die Automobilbranche. Deutlich spüren werden den Streik auch Unternehmen, die viele Güter per Container exportieren oder importieren, denn Häfen wie Hamburg transportieren die Masse ihrer Container per Schiene ins Binnenland. „Wirklich großflächig spürbar wird es, wenn in den Häfen Stellplätze für Container knapp werden“, sagt IW-Infrastrukturexperte Thomas Puls. Wie sehr sich Störungen in den Häfen auf die Lieferketten auswirken können, mussten Kunden aus allen Branchen im Jahr 2022 erfahren.

Der Wettbewerb im Schienenverkehr hilft, die Folgen des Streiks zu dämpfen
Der Lichtblick: Die GDL hat nur bei der Deutschen Bahn und Transdev zu Streiks aufgerufen. Andere Bahnen können also weiterfahren, das entlastet die Situation ein wenig: Die DB Cargo hatte im letzten Jahr noch einen Marktanteil von etwa 41 Prozent im. Zum Vergleich: Im Personennahverkehr sind es gut 66 Prozent. Im Fernverkehr droht morgen deshalb ein weitgehender Stillstand. Wenn sich aber die Stellwerker dem Ausstand anschließen, stünde aber der gesamte Bahnverkehr still. „Angesichts der angespannten Konjunkturlage sorgt der Streik in jedem Fall für weitere Belastungen zur Unzeit“, sagt Thomas Puls. „Perspektivisch stellen die regelmäßigen Bahnstreiks auch ein Imageproblem für den Standort Deutschland dar, der bisher als sehr streiksicher galt.“

(c) IW, 09.01.2024

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