Die USA sind mit einem Anteil von 8 Prozent (2023) der drittwichtigste Exportmarkt für Schleswig-Holstein. Ein drohender handelspolitischer Kurswechsel der neuen US-Regierung sollte für Entscheidungsträger in Schleswig-Holstein daher Grund zur Sorge sein und Anlass, ein Freihandelsabkommen mit den USA aktiv zu unterstützen – zumal einzelne Branchen deutlich stärker vom US-Geschäft abhängig sind und noch großes, ungenutztes Handelspotenzial mit den USA besteht. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Analyse des IfW Kiel.

Die Vereinigten Staaten spielen als Absatzmarkt für schleswig-holsteinische Unternehmen eine wichtige Rolle. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel). Die vom designierten US-Präsidenten Donald J. Trump angekündigten Zölle und Verlagerungsforderungen würden Schleswig-Holsteins Wirtschaft demnach spürbar beeinflussen. „Eine Abschottung der amerikanischen Märkte könnte einzelne Branchen oder Unternehmen empfindlich treffen“, sagt Klaus Schrader, Leiter Schwerpunktanalysen IfW Kiel. „Dann hängt es von ihrer Fähigkeit ab, neue Märkte zu erschließen.“

Der Analyse zufolge waren die USA 2023 mit einem Anteil von mehr als 8 Prozent der drittwichtigste Exportmarkt für die schleswig-holsteinische Wirtschaft, nach den Niederlanden und Belgien. In der ersten Jahreshälfte 2024 lag der Anteil bei knapp 7 Prozent. Allerdings befand sich Schleswig-Holstein damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, der zuletzt 10 Prozent betrug. Dies wird auch im Bundesländervergleich deutlich: Der Spitzenreiter Bremen kam demnach 2023 auf gut 15 Prozent US-Anteil am Exportgeschäft, Bayern und Baden-Württemberg lagen ebenfalls deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

US-Markt bietet reichlich ungenutztes Potenzial für Schleswig-Holstein

Die Bedeutung des schleswig-holsteinischen US-Exports schwankt im Branchenvergleich jedoch sehr stark. So hatte etwa die schleswig-holsteinische Holzwirtschaft im Jahr 2023 einen US-Anteil im Exportgeschäft von fast 23 Prozent, auch weitere Branchen wie etwa Lederwaren (14,8 Prozent) und der Maschinenbau (14,0 Prozent) lagen deutlich über dem Durchschnittsanteil.

„Damit ist im Einzelfall die Abhängigkeit vom US-Geschäft wesentlicher höher“, so Schrader. „Ein handelspolitischer Kurswechsel in den USA, der deutschen Produkten den Zugang zum amerikanischen Markt erschwert, kann die Entscheidungsträger in Schleswig-Holstein daher nicht gleichgültig lassen.“

Das gilt umso mehr, als dass der amerikanische Markt der schleswig-holsteinischen Wirtschaft noch viel ungenutztes Exportpotenzial bietet. „Gerade für Produkte des Maschinenbaus und der Pharmaindustrie sowie für Nahrungs- und Futtermittel bietet der US-Markt noch reichlich ungenutztes Potenzial“, erläutert Schrader.

Zudem würden die Märkte in Nordamerika gerade in Zeiten einer sicherheitspolitischen Zeitenwende durch ihre geopolitische Nähe an zusätzlicher Attraktivität gewinnen. Der IfW-Ökonom plädiert daher dafür, dass Schleswig-Holstein trotz der Herausforderungen durch die neue US-Regierung einen neuen Anlauf für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA unterstützen sollte.

IfW Kiel, 06.01.2024

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