Die internationale Wirtschaftskanzlei DLA Piper hat die jüngste Ausgabe ihres Reports über den globalen Technologiesektor veröffentlicht. Der DLA Piper Tech Index basiert auf der Befragung von rund 1.200 Führungskräften, Investoren sowie Regierungs- und Behördenvertretern in Afrika, der Region Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Nordamerika. Neben der Analyse geopolitischer, ökonomischer und regulatorischer Herausforderungen für den Tech-Sektor bietet der Report umfangreiche Experteneinschätzungen.
Trotz anhaltender geopolitischer Unsicherheiten zeigt sich die Tech-Branche optimistisch mit Blick auf ihre Wachstumsperspektiven. Der Gesamtindex des „Tech Score“ ist seit der letzten Ausgabe des Reports im Jahr 2022 um drei Punkte auf 71 gestiegen – ein Zeichen für das wachsende Vertrauen in der Branche. Besonders bemerkenswert ist, dass zwei Drittel der Befragten in den kommenden 12 Monaten mit einem Umsatzwachstum rechnen; fast 40% erwarten ein Wachstum von über 6%. Unternehmen in Nordamerika und Europa sind dabei am optimistischsten (78% bzw. 74% rechnen mit Wachstum), während die Befragten aus Afrika und dem Nahen Osten eher verhaltene Erwartungen äußern.
Obwohl die Chancen durch die fortschreitende technologische Entwicklung weithin anerkannt sind, zeigen die Ergebnisse, dass viele Unternehmen noch viel Arbeit vor sich haben, um diese Potenziale voll auszuschöpfen. Während 63% der Befragten KI als das wichtigste Wachstumsfeld – in Europa sind es sogar 72% – und 98% die Monetarisierung von Daten als große Chance betrachten, werden CEOs von Unternehmen selten als die treibende Kraft hinter der Einführung von KI wahrgenommen. Zudem nutzen nur 38% der Befragten „Data Science“, um Erkenntnisse aus der wachsenden Menge von Daten zu gewinnen.
Auch Cybersicherheit und ESG bleiben auf Vorstandsebene herausfordernde Themen. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht ESG als wachsende Priorität und fühlt sich vor Cyber-Bedrohungen sicher; dennoch fehlt 76% ein umfassender ESG-Rechtsrahmen. Zudem glauben über die Hälfte der Befragten, dass ihre digitalen Sicherheitsmaßnahmen nicht stark genug sind.
Dr. Jan Geert Meents, Managing Director UK & Europe und Partner der deutschen IPT-Gruppe, kommentiert die Ergebnisse der Studie: „In einer Zeit, in der die Welt mit beispiellosen Herausforderungen konfrontiert ist, zeigt der DLA Piper Tech Index, dass der Technologiesektor bemerkenswert widerstandsfähig und zukunftsorientiert bleibt. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und regulatorischer Herausforderungen bleibt die Branche auf Wachstumskurs. Vor allem KI erweist sich als Schlüsselfaktor für den zukünftigen Erfolg, weil Unternehmen gerade hier ihr Potenzial zur Transformation und Wachstumssteigerung erkennen.”
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
KI – eine Säule des zukünftigen Erfolgs
KI hat sich als zentraler Bestandteil der Strategien im Technologiesektor etabliert. Dem DLA Piper Tech Index zufolge glauben 71% der globalen Entscheidungsträger, dass KI in den kommenden fünf Jahren wesentlich zu ihrem Geschäftserfolg beitragen wird. Die regionalen Unterschiede sind hierbei sehr moderat und schwanken zwischen 68% in Afrika und 74% in Lateinamerika, während Europa mit 71% genau im Durchschnitt liegt.
Von den Befragten sehen nur 9% die Kosten als hinderlich für weiteres Wachstum an; 91% halten Investitionen für gerechtfertigt, wobei 58% diese bereits effektiv managen. Gleichwohl bleiben Herausforderungen bestehen: 32% der Befragten führen Datenschutz- und Sicherheitsbedenken an, 29% sehen Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Vorschriften und Gesetzen, und 28% haben ethische Bedenken mit Blick auf KI.
Als größte Herausforderung im Bereich KI sehen 28% der Befragten in Nordamerika den Mangel an Fachwissen. Mit 19 bis 21% etwas weniger pessimistisch in diesem Punkt zeigen sich die Umfrageteilnehmer in Europa, Asien-Pazifik, Lateinamerika und Afrika.
Cybersecurity – die Bedrohung wächst
Bei allem Optimismus, der mit KI einhergeht, treibt die Befragten die Sorge um Cyberkriminalität um. Diese nimmt weltweit zu sowohl bezogen auf die Häufigkeit der Cyberangriffe als auch deren Art aufgrund des Einsatzes von KI. Insbesondere in Europa zeigt sich unter den Befragten des „DLA Piper Tech Index“ mit 33% die größte Sorge vor möglichen Cyberattacken. 49% der Umfrageteilnehmer aus Europa geben an, digitale Sicherheitsmaßnahmen wie Antiviren-Software und Firewalls zu nutzen, 42% führen nach eigenen Angaben regelmäßige Risikobewertungen durch. Im Umkehrschluss ergreift damit allerdings mehr als die Hälfte keine entsprechenden Maßnahmen.
ESG und Ethik – soziale Erwägungen in der digitalen Welt
ESG-Aspekte gewinnen auch im Technologiesektor weiter an Bedeutung. Der Report unterstreicht, dass sich die globalen Entscheidungsträger fast ausnahmslos über die Notwendigkeit weiterer ESG-Maßnahmen einig sind (98% der Befragten weltweit). Allerdings verfügen nur 40% der Unternehmen über einen umfassenden ESG-Rahmen, 16% haben bislang überhaupt keine formale Struktur.
Während die Hälfte der befragten Unternehmen und Organisationen selbst auferlegte Nachhaltigkeitsziele einhält und von ihren Lieferanten darüber stärker Rechenschaft verlangt, deuten die Ergebnisse auch auf die Notwendigkeit weiterer Investitionen in energieeffiziente Technologien, eine bessere Berichterstattung und die Einordnung der Nachhaltigkeit als Vorstandsverantwortung hin. Im Schnitt geben knapp 50% der Befragten an, dass ESG-Themen immer wichtiger werden.
5G – Vertrauen in Sicherheit nimmt zu
Der DLA Piper Tech Index beleuchtet auch die sich verändernde Wahrnehmung in Bezug auf die 5G-Technologie. 83% der Entscheidungsträger äußern sich mittlerweile zuversichtlich über die Maßnahmen zur Gewährleistung der jeweiligen nationalen Sicherheit im Zusammenhang mit 5G-Infrastruktur. Gleichzeitig werden strengere regulatorische Kontrollen der Infrastruktur, höhere Wachsamkeit bezogen auf Lieferantenrisiken und mehr Investitionen in inländische Anbieter gefordert, um die Sicherheit weiter zu erhöhen. Darüber hinaus befürworten 53% der Befragten die Einführung einer Marktanteilsobergrenze für ausländische Anbieter, um nationale Interessen zu schützen.
(c) DLA Piper, 05.09.2024