Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) liegt im Dezember fast unverändert bei 82,8 Punkten. Nach dem relativ großen Sprung nach oben im Vormonat stabilisiert sich das Barometer damit auf dem höheren Niveau. Von der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein Quartalswachstum von 0,3 Prozent anzeigt, ist der aktuelle Barometerwert aber nach wie vor weit entfernt.

Die Wirtschaftsleistung dürfte im Winterhalbjahr etwas zurückgehen, eine schwere Rezession wird jedoch zunehmend unwahrscheinlicher und die konjunkturellen Aussichten sind vorsichtig positiv. So gingen die Preise für Energie zuletzt wieder etwas zurück. Trotz der kalten Temperaturen in den vergangenen Wochen sind die Gasspeicher weiterhin gut gefüllt und die Gasversorgung ist stabil. „Wir dürfen deutlich weniger pessimistisch in das neue Jahr blicken als noch im Spätsommer erwartet“, sagt DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. „Für allzu großen Optimismus ist es dennoch zu früh. Dafür sind insbesondere die globalen Risiken weiterhin hoch – nicht nur hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Krieges in der Ukraine.“

„Wir dürfen deutlich weniger pessimistisch in das neue Jahr blicken als noch im Spätsommer erwartet.“ Guido Baldi

So wird die deutsche Wirtschaft wohl immer mehr durch die abgekühlte Weltwirtschaft belastet. Auch die Pandemielage in China ist momentan unübersichtlich. Nach der abrupten Abkehr von den strikten Eindämmungsmaßnahmen könnte es in dem Land eine enorme Infektions- und Krankheitswelle geben, die womöglich auch die Probleme bei den Lieferketten wieder verstärkt. Zudem werden die angesichts der hohen Inflation von der Europäischen Zentralbank vorgenommenen geldpolitischen Straffungen die Konjunktur im kommenden Jahr wohl etwas dämpfen.

In der Industrie deutet sich eine leichte Entspannung an. Zwar gestaltet sich die Auftragslage angesichts der bestehenden wirtschaftlichen Unsicherheit nach wie vor schwierig – besonders aus dem Inland werden weniger Güter nachgefragt. Dennoch bleibt die Reichweite des Auftragsbestandes hoch und die Industrieproduktion bis in das aktuelle Quartal hinein aufwärtsgerichtet. Im Zuge der rückläufigen Energiepreisentwicklung gingen auch die Erzeugerpreise zuletzt etwas zurück. „Bei den Industrieunternehmen ist ein leichtes Aufatmen zu spüren,“ sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Die Krise ist jedoch noch nicht endgültig überwunden, denn die Risiken der vergangenen Monate bleiben größtenteils bestehen.“

Nicht zuletzt gestützt durch die Entlastungspakete der Bundesregierung sowie Energiepreisbremsen, die die verfügbaren Einkommen der Haushalte stabilisieren, hielt sich der private Konsum bis zuletzt stabil und stärkte damit auch den Dienstleistungssektor: Ein deutlicher Einbruch blieb aus und die Stimmung hellte sich zuletzt wieder auf. Die Auswirkungen der enormen Verbraucherpreisinflation dürften sich jedoch auch in den Umsätzen der Dienstleister*innen niederschlagen. Darüber hinaus deutet sich eine leichte Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt an. Die Zahl der verfügbaren Arbeitsstellen war zum Jahresende etwas rückläufig. „Dennoch hilft die alles in allem robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt der deutschen Wirtschaft ungemein, da die meisten Menschen trotz der schwierigen Lage momentan keine Angst vor einem Arbeitsplatzverlust haben müssen“, so Baldi.

Quelle: DIW, Pressemitteilung vom 21. Dezember 2022

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