Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist im Mai gesunken. Mit 86,1 Punkten nach 92,9 Punkten im April liegt der Wert weiter unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt. Die Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt damit holprig. Nachdem im ersten Quartal 2024 ein leichtes Plus der Wirtschaftsleistung von 0,2 Prozent verzeichnet wurde, dürfte sich das Wachstum im zweiten Quartal nicht wesentlich beschleunigen. „Positiv ist, dass sich die Weltwirtschaft erstaunlich robust hält angesichts der vielen Gegenwinde aus hohen Zinsen, weiterhin erhöhter Inflation und geopolitischen Unsicherheiten“, sagt Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin des DIW-Konjunkturteams. „Das stützt die deutschen Ausfuhren, die im ersten Quartal kräftig expandierten. Im Inland dürften höhere Löhne, eine niedrigere Teuerung und einsetzende Zinssenkungen die Nachfrage langsam anschieben.“
In der Industrie haben sich die Aussichten zuletzt nur langsam aufgehellt. Zwar hat sich die Produktion etwas von der Talsohle Ende 2023 erholt. In ifo-Umfragen haben die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ihre Lage im Mai nur leicht besser eingeschätzt. Die Geschäftserwartungen folgen bereits seit Beginn des Jahres einem kontinuierlichen Aufwärtstrend. Trotz der positiven Anzeichen findet die deutsche Industrie jedoch noch nicht entscheidend aus ihrem Tief heraus. „Im laufenden Quartal ist kaum mit Impulsen aus der Industrie zu rechnen,“ so Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Nach wie vor bremsen die wirtschaftspolitische Unsicherheit und die hohen Kosten die Unternehmen aus. Zudem schwächelt die Nachfrage aus In- und Ausland. Erst für die zweite Jahreshälfte deutet sich hier eine merkliche Erholung an.“
Im Dienstleistungssektor, in dem die Lage bislang schon etwas besser war als in der Industrie, gibt es deutlichere Anzeichen für eine Erholung. Die niedrigere Inflation und die gestiegenen Nominallöhne dürften die Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher allmählich etwas verbessern. So entwickelten sich die Einzelhandelsumsätze zuletzt leicht aufwärts; das Konsumklima bleibt aber trotz einer schrittweisen Verbesserung deutlich gedämpft. Angesichts der Konjunkturschwäche ist hingegen die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin bemerkenswert gut, auch wenn eine leichte Abkühlung eingesetzt hat.
„Wir können zuversichtlich sein, dass die deutsche Wirtschaft nun endlich langsam aus der Talsohle findet“, bilanziert DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. „Der Aufschwung steht aber noch auf wackligen Beinen und die unruhige weltpolitische Lage bleibt für die exportorientierte deutsche Wirtschaft eine Herausforderung.“
Das nächste DIW-Konjunkturbarometer erscheint am Mittwoch, 26. Juni 2024.
(c) DIW, 29.05.2024