Deutsche Unternehmen sehen sich in ihrem internationalen Geschäft mit immer mehr Handelshemmnissen konfrontiert. Das geht aus der aktuellen Umfrage „Going International“ der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter knapp 2.400 Unternehmen hervor. Die Ergebnisse haben DIHK-Präsident Peter Adrian und Außenwirtschaftsexpertin Melanie Vogelbach am Freitag (15.3.) in Berlin vorgestellt.
61 Prozent der Unternehmen – so viele wie noch nie bei der Erhebung – beklagen eine Zunahme von Handelshemmnissen bei ihren internationalen Geschäften. Damit setzt sich der Trend zunehmender Handelsbarrieren fort. „Auf vielen wichtigen Auslandsmärkten treffen die Betriebe auf Hemmnisse. Das bremst zusätzlich den dringend erforderlichen Exportaufschwung “, sagt Peter Adrian. „Die Betriebe sind gleich von zwei Seiten getroffen: Im Inland sinkt die Wettbewerbsfähigkeit. Hohe Energiepreise belasten die Unternehmen zusätzlich. Dazu kommt noch der zunehmende Protektionismus, der das internationale Geschäft erschwert.“
Der Wirtschaft kommen allerdings nicht nur die internationale Politik und Handelskonflikte in die Quere: „Den Unternehmen machen insbesondere lokale Zertifizierungs- und verstärkte Sicherheitsanforderungen zu schaffen,“ ergänzt Melanie Vogelbach. „Das führt zu zusätzlicher Bürokratie und Reibungsverlust im grenzüberschreitenden Handel.“ Auch klagen immer mehr Unternehmen darüber, dass sie den Überblick über komplexe Gesetzgebungen, bürokratische und komplizierte Zollvorschriften und Local Content Vorgaben verlieren.
Vier von fünf Unternehmen (81 Prozent) sehen darüber hinaus weitere Herausforderungen aus Deutschland und Europa bei ihrem grenzüberschreitenden Geschäft: 60 Prozent davon beklagen bürokratische Hürden und Unsicherheit bei der Umsetzung von Regulierungen, wie etwa des CO2-Grenzausgleichsystems (Carbon Border Adjustment Mechanism – CBAM) oder dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Über die Hälfte (57 Prozent) haben Probleme bei der Abwicklung ihres Auslandsgeschäfts, etwa durch lange Genehmigungszeiten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder durch komplexe Verfahren bei der Zollabwicklung.
Dies trägt auch dazu bei, dass die deutschen Unternehmen von der zumindest moderat wachsenden Weltwirtschaft derzeit nur wenig profitieren können. Sie bewerten ihre Exporterwartungen für das laufende Jahr weiterhin negativ. Das spiegelt sich auch in den globalen Geschäftsperspektiven wider. 26 Prozent der Unternehmen gehen von einer Verschlechterung der Auslandsgeschäfte im laufenden Jahr aus, lediglich 13 Prozent erwarten eine Aufhellung. „Unter den aktuellen Umständen können wir froh sein, wenn es in diesem Jahr überhaupt für ein kleines Exportwachstum reicht“, so DIHK-Präsident Peter Adrian.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist das US-Geschäft. Hier erwarten die Unternehmen überwiegend eine Verbesserung ihrer Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten. In allen anderen Weltregionen überwiegen die negativen Aussichten. Diese Divergenz zwischen den Regionen war selten so groß.
Die DIHK fordert angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung dringend den Abbau von Handelshemmnissen sowie mehr Engagement beim Abschluss von Handelsabkommen. “Die bürokratischen Hürden in der Außenwirtschaft müssen zeitnah angegangen werden, besser heute als morgen”, drängt Melanie Vogelbach. „Das globale Umfeld ist schon herausfordernd genug. Wir müssen uns doch nicht noch selbst Steine in Form von zu viel Bürokratie in den Weg legen.”
Die aktuellen Umfrageergebnisse finden Sie hier: www.dihk.de/resource/blob/115020/ad77921edd0fc548bf1fd97c8b1d8375/international-going-international-2024-data.pdf
(c) DIHK, 15.03.2024