Nachdem die deutsche Fitnessbranche nach Ende der Pandemie-Beschränkungen bereits 2022 einen Aufschwung erfuhr, setzt sich der Aufwärtstrend 2023 fort. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Deloitte-Studie „Der deutsche Fitnessmarkt“. Der Umsatz steigt im Vergleich zum Vorjahr um 11,9 Prozent auf 5,44 Milliarden Euro (netto) und bleibt damit nur 1,3 Prozent unter dem Rekordwert von 2019. Erstmals verzeichnen Kettenbetriebe (mindestens fünf Anlagen) mit 47,2 Prozent den größten Umsatzanteil im Vergleich zu Einzelbetrieben und Mikrostudios. Damit überholen sie das Einzelsegment (45,2%) als bisherigen Spitzenreiter.
Ein Wachstumstreiber der Branche ist der Anstieg der Mitgliedschaften um 9,9 Prozent auf 11,30 Millionen im deutschen Gesamtmarkt, der somit nur noch 3,1 Prozent vom Niveau des Jahres 2019 entfernt ist. Den stärksten Zuwachs unter den Betriebsformen verzeichnen Fitnessketten mit einem Anstieg um 12,6 Prozent. 13,4 Prozent der Deutschen waren zum Ende des Jahres in einer Fitnesseinrichtung angemeldet, was einem Anstieg von einem Prozentpunkt im Vergleich zu 2022 entspricht. Insgesamt schneidet der deutsche Markt damit in Bezug auf das Mitgliederwachstum etwas besser ab als der europäische Gesamtmarkt sowie die großen Märkte in Großbritannien und Spanien, wie Analysen des europäischen Fitnessmarktes zeigen.
Zu einem höheren Gesamtumsatz führen außerdem steigende Mitgliedsbeiträge. Die anhaltende Inflation und hohe Energiepreise sorgen weiterhin für ein erhöhtes Kostenniveau für Betreiber. Diese reagieren und erhöhen die monatlichen Beiträge um durchschnittlich 2,3 Prozent auf 45,91 Euro (brutto) für eine Standardmitgliedschaft über zwölf Monate.
Die Anzahl der Fitnessanlagen im Gesamtmarkt bleibt mit insgesamt 9.111 Anlagen im Vergleich zum Vorjahr stabil. „Bei der Entwicklung der Anlagen sehen wir deutliche Unterschiede zwischen den Segmenten: Während das Kettensegment im Vergleich zum Vorjahr 84 Anlagen hinzugewinnen konnte, gab es im Einzelsegment per Dezember 2023 136 Anlagen weniger. Dies ist, wie in den Vorjahren, auch auf Akquisitionen von Einzelanbietern durch Kettenbetriebe zurückzuführen“, sagt Stefan Ludwig, Partner und Leiter der deutschen Sport Business Gruppe. Die Konsolidierung hin zum Kettensegment hat sich somit auch 2023 fortgesetzt.
Mitgliedschaften bei Top-10-Kettenbetrieben steigen auf Rekordwert
Das Kettensegment im deutschen Fitnessmarkt wird von denselben Top-10-Anbietern wie 2022 dominiert. Auf sie fallen 2023 75,4 Prozent der dortigen Mitgliedschaften. Ihr Anteil an allen Mitgliedschaften im Markt ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozentpunkte auf 45,2 Prozent angewachsen – ein neuer Höchstwert. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die anhaltende Expansion der Budget-Anbieter zurückzuführen, die nach wie vor die Rangliste der mitgliederstärksten Kettenbetriebe anführen: RSG Group (ca. 1,35 Mio.), FitX (ca. 993 Tsd.) und clever fit (ca. 834 Tsd.).
Im europäischen Fitnessmarkt fanden 2023 insgesamt zwölf Transaktionen (Anmerkung 1) statt. Das entspricht etwa dem Vorjahresniveau von 13 Übernahmen, liegt jedoch unter dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Dass in den vergangenen beiden Jahren weniger Transaktionen stattgefunden haben, spiegelt im Wesentlichen die erschwerte Finanzierung aufgrund gestiegener Zinsen wider.
Trend zu hybriden Trainingsformen und betrieblichen Gesundheitsangeboten
Die aktuelle Studie analysiert erstmals die Entwicklung des Aggregatorenmarktes in Deutschland. Dieser wächst im Jahr 2023 auf kumuliert 31.100 Partnerstandorte (Anmerkung 2) (+14,3% von 2022), 726.000 Mitgliedschaften (+33,8%) sowie auf einen Umsatz von 335 Millionen Euro (+42,6%). Circa 80 Prozent aller Partnerstandorte gehören zu einem der vier größten Partnernetzwerke Urban Sports Club, EGYM Wellpass, Hansefit und Gympass (seit April 2024: Wellhub). Wie bereits im Vorjahr führte Deloitte im Auftrag des europäischen Fitnessverbandes EuropeActive eine Konsumentenbefragung in 19 europäischen Ländern durch. Die Befragung bestätigt, dass die Menschen weiterhin hybrid trainieren: Rund die Hälfte der Befragten nutzt mindestens zwei verschiedene Fitnessumfelder wie beispielsweise zu Hause und in Fitnesseinrichtungen.
Aufschwung erfahren auch betriebliche Sport- und Gesundheitsangebote – dafür gaben deutsche Unternehmen in 2023 rund drei Milliarden Euro aus. „Investitionen in betriebliche Gesundheitsförderung nehmen bei den Unternehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Sie sind ein probates Mittel, um die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend in Zukunft zusätzlich an Relevanz gewinnt. Für die Fitnessbranche ist er ein weiterer Wachstumstreiber,“ so Stefan Ludwig.
Über die Studie:
Die Studie „Der deutsche Fitnessmarkt“ erstellt Deloitte regelmäßig seit 2004. Für die Erhebung der marktspezifischen Kernkennzahlen wurden Ende 2023 mithilfe eines digitalen Fragebogens und in Kooperation mit dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) deutschlandweit Fitnessbetriebe befragt. Hinzu kam noch eine Befragung der größten Kettenbetriebe durch Deloitte, welche die Basis für die detaillierten Kennzahlen einzelner Unternehmen darstellt. In die Studie fanden auch die Ergebnisse einer Konsumentenbefragung, die Deloitte im Auftrag des europäischen Fitnessverbandes EuropeActive Anfang 2024 durchführte, Einzug.
Neben der Studie zum deutschen Fitnessmarkt erhebt die Deloitte Sport Business Gruppe in Zusammenarbeit mit dem europäischen Fitnessverband EuropeActive auch Informationen zum europäischen Fitnessmarkt.
Anmerkungen:
(1) Für diese Studie wurden ausschließlich Transaktionen berücksichtigt, an denen europäische stationäre Fitnessunternehmen beteiligt waren und bei denen mindestens vier Fitnessanlagen sowie mindestens 50 Prozent der Anteile des Zielunternehmens erworben wurden.
(2) Ein Standort kann Partnerschaften mit mehreren Fitnessaggregatoren haben.
Die komplette Studie finden Sie hier zum Download: Studie: Der deutsche Fitnessmarkt 2024 | Deloitte Deutschland.
(c) Deloitte, 10.04.2024