
Die Erholung der globalen Private Equity-(PE-)Branche nimmt allmählich Gestalt an. Entscheidend hierfür sind vermehrte Investmenttätigkeiten und Erfolge beim Verkauf von Beteiligungen. Die 16. Auflage des jährlichen „Global Private Equity Report“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company zeigt jedoch, dass die Überwindung des größten Einbruchs seit der globalen Finanzkrise 2008 kein Selbstläufer ist. Da die Unsicherheit über die weitere Entwicklung von Zinsen, Inflation, Handelskonflikten und geopolitischen Auseinandersetzungen hoch bleibt, steht auch die PE-Branche vor strukturellen Umbrüchen.
„Die Private-Equity-Branche hat 2024 begonnen, wieder Fahrt aufzunehmen“, beobachtet Bain-Partner Michael Richthammer, der die PE-Praxisgruppe in der DACH-Region leitet. Ob sich diese Dynamik verstetige, hänge maßgeblich von den Rahmenbedingungen ab. „Die Fonds wollen mehr Deals zum Abschluss bringen“, weiß Richthammer und verweist unter anderem auf das derzeit nicht-investierte Kapital in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar, das sogenannte „Dry Powder“. Die anhaltende wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit dämpfe indes die Dealaktivitäten. PE-Experte Richthammer erklärt vor diesem Hintergrund: „Die Gewinner in diesem herausfordernden Umfeld werden Fonds sein, die über ein konsistentes und ausgefeiltes Modell verfügen, um kontinuierlich zu investieren und den Wert ihrer Beteiligungen zu erhöhen. Diese Fonds verfolgen eine klare Strategie, um Wachstum und Performance langfristig zu sichern.“
Rund 29.000 Portfolio-Unternehmen warten auf einen Verkauf
Der Anstieg des weltweiten Buyout-Dealvolumens um 37 Prozent auf 602 Milliarden US-Dollar 2024 resultierte neben der aufgestauten Nachfrage zudem aus dem rückläufigen Zinsniveau. Dies haben auch Anbieter im deutschsprachigen Raum genutzt: Binnen eines Jahres verdoppelte sich das Dealvolumen in der DACH-Region nahezu auf 33 Milliarden US-Dollar. Die Anzahl der Transaktionen nahm 2024 leicht auf knapp über 200 zu.
Zugleich begann der zuletzt eingefrorene Markt für die Veräußerung von Beteiligungen aufzutauen, wenngleich nur wenigen Portfoliounternehmen der Sprung an die Börse gelang. Das globale Exitvolumen der Buyout-Fonds stieg dessen ungeachtet 2024 um 34 Prozent auf 468 Milliarden US-Dollar, in Europa erhöhte sich der Wert um 28 Prozent auf 145 Milliarden US-Dollar. Doch damit bleibt das Exitvolumen weiterhin deutlich unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt, weltweit gibt es einen Rückstau von rund 29.000 potenziellen Verkaufskandidaten. Dies beschränkt die Möglichkeiten der Fonds, ihre Investoren am Erfolg zu beteiligen. Der Anteil der Ausschüttungen am Wert aller Beteiligungen („Net Asset Value“) sank 2024 auf 11 Prozent und lag damit so niedrig wie nie in den letzten zehn Jahren.
Auch daher halten sich Investoren bei neuen Fonds zurück. Die PE-Branche insgesamt erhielt im vergangenen Jahr mit 1,1 Billionen US-Dollar noch einmal 24 Prozent weniger Kapital als im Vorjahr, die Anzahl der geschlossenen Fonds ging weltweit um 28 Prozent auf rund 3.000 zurück. Dabei konzentriert sich das Interesse der Investoren auf nachweisbar erfolgreiche Anbieter. Die besten 25 Prozent der Fonds erhielten beim Fundraising häufig mehr Geld als für die Vorgängergeneration, die schwächsten 25 Prozent hatten zum Teil Probleme, ihre Ziele überhaupt zu erreichen. Dass Buyout-Fonds derzeit im Durchschnitt 20 Monate statt wie vor der Corona-Pandemie 11 Monate für ein Closing benötigen, unterstreicht, wie herausfordernd das Einwerben neuer Mittel nach wie vor ist.
Staatsfonds und vermögende Privatanleger entscheidend für Wachstum der Branche
Der enorme Wettbewerb um frisches Kapital verdeutlicht die strukturellen Umbrüche in der Branche. Dazu trägt auch der zunehmende Margendruck bei. Viele institutionelle Anleger sind nicht länger bereit, hohe Gebühren widerspruchslos zu akzeptieren – nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Zahl gebührenfreier Co-Investments. Vor diesem Hintergrund wächst die Bedeutung von Skalenvorteilen, die Zahl der Zusammenschlüsse innerhalb der PE-Branche steigt tendenziell. Hinzu kommt eine veränderte Investorenbasis. Nach Bain-Schätzungen werden Staatsfonds und vermögende Privatanleger in den kommenden zehn Jahren rund 60 Prozent zum Wachstum alternativer Kapitalanlagen wie PE beitragen.
In diesem Umfeld setzen PE-Fonds verstärkt auf künstliche Intelligenz (KI), um nicht nur ihre Effizienz zu erhöhen, sondern auch den strategischen Wert ihrer Portfolios zu steigern. Eine Befragung im Rahmen des Bain-Reports kommt zu dem Ergebnis, dass bei der Mehrzahl der PE-Anbieter Portfoliounternehmen derzeit KI-Instrumente entwickeln und testen, nahezu ein Fünftel der Unternehmen nutzt bereits generative KI.
Aufwand steigt, um überdurchschnittliche Renditen erzielen
Bain-Partner Richthammer sieht im vermehrten KI-Einsatz eine Möglichkeit für PE-Fonds, weiterhin überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften. Generell steigt dem Bain-Report zufolge der Aufwand hierfür angesichts rückläufiger Margen, den im Vergleich zu den 2010er Jahren höheren Finanzierungskosten sowie herausfordernden Rahmenbedingungen. Der Branchenkenner bleibt dennoch optimistisch: „Die Branche hat schon in der Vergangenheit ihre Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt“, so Richthammer.
Bain, 06.03.2025