Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Trinkwassergebrauch pro Person und Tag bei 125 Litern. Das ist etwas weniger als in den Vorjahren, in denen heiße Sommer und gestiegene Hygienebedürfnisse aufgrund der Corona-Pandemie zu einem Gebrauch von durchschnittlich bis zu 129 Litern pro Kopf und Tag (Jahr 2020) geführt hatten. Seit 1990 ist der Trinkwassergebrauch in Deutschland um 15 Prozent zurückgegangen. Damals lag er noch bei durchschnittlich 147 Litern pro Person und Tag.
An heißen Sommertagen kann die Trinkwassernachfrage jedoch deutlich höher liegen. Bei großer Hitze steigt der Bedarf der Haushalte um bis zu 60 Prozent an. Die Menschen bewässern ihren Garten, duschen häufiger und immer mehr Haushalte besitzen Pools, die mit mehreren Tausend Litern Wasser befüllt werden. So umfasst ein durchschnittlicher Aufstellpool von 3,66 Metern Durchmesser ein Volumen von 6500 Litern. Dies entspricht mehr als dem 52-fachen Tagesbedarf einer Person.
„Der häufigste Grund für technische Engpässe in der Trinkwasserversorgung war in den vergangenen Sommern nicht Wassermangel, sondern, dass an heißen Sommertagen zu viel Wasser auf einmal angefordert wird“, erklärt Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser. „Das kann die Systeme überfordern, deren Pumpleistung, Aufbereitungs- oder Leitungs- und Hochbehälterkapazitäten auf einen niedrigeren Bedarf zugeschnitten sind. Können diese Systeme nicht mehr genügend Wasser pro Zeiteinheit weiterleiten, müssen Gemeinden kurzfristig Gartenbewässerung und Poolbefüllungen untersagen. Das gibt den Speichern Zeit, sich wieder zu füllen und die Trinkwasserversorgung zu sichern. Denn die hat absolute Priorität.“
In den allermeisten Regionen seien die Kapazitäten aber auch in Hitzeperioden ausreichend. Um das Versorgungssystem zu entlasten sei es aber dennoch sinnvoll, beispielsweise die Gartenbewässerung nicht während der Tageshitze durchzuführen oder Swimming Pools nicht zu den Hauptverbrauchszeiten am Vormittag oder frühen Abend zu befüllen.
„Der Klimawandel schreitet voran und seine Folgen machen sich immer deutlicher bemerkbar. Dies ist auch eine Herausforderung für die Wasserversorgung. Zwar haben wir in Deutschland grundsätzlich ausreichend Wasserressourcen, um den menschlichen Bedarf mit Trinkwasser zu decken, aber wir müssen uns besser an die Folgen des Klimawandels anpassen“, sagt Weyand.
„Um die Trinkwasserversorgung auch in Zukunft flächendeckend zu gewährleisten, muss in einigen Regionen die Infrastruktur gestärkt und ausgebaut werden. Hierzu investieren die Trinkwasserversorger zum Beispiel in neue Leitungssysteme, den Aus- bzw. Neubau von Talsperren, die Ausweisung von Wasserschutzgebieten und neue Wasserwerke.“ Aber es brauchte auch Unterstützung von Seiten der Politik: „Genehmigungsverfahren insbesondere für Fernwasser- und lokale Anbindungsleitungen müssen dringend vereinfacht und beschleunigt werden. Bei der Nutzung der Trinkwasserressourcen in Deutschland muss die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch bzw. die Hygiene immer Vorrang haben. Die Wasserversorger haben die Pflicht zur Versorgung der Bevölkerung und damit einen wesentlichen Auftrag der Daseinsvorsorge. Sie muss immer an erster Stelle stehen.
(c) BDEW, 27.07.2023