Der Bundeskanzler ist mit Teilen seines Kabinetts zu Gesprächen in Indien eingetroffen. Das Land ist ein wichtiger Gesprächspartner und ein entscheidender Faktor zur Fachkräftesicherung in Deutschland, wie Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen.

Olaf Scholz macht die große Aufwartung: Mit einem Großteil seines Kabinetts nimmt der Bundeskanzler heute an den deutsch-indischen Regierungskonsultationen teil. Dabei geht es auch um Geschäfte: Die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt wird für Deutschland immer wichtiger – nicht nur als Handelspartner: 138.000 indische Fachkräfte arbeiten heute schon in Deutschland, Tendenz steigend.

Zuwanderung aus Indien gegen den Fachkräftemangel
Sie helfen damit entscheidend gegen den Fachkräftemangel. Aktuell liegt die Fachkräftelücke in Deutschland im Jahresdurchschnitt bei rund 540.000 Personen. Ohne Zuwanderung aus Indien würde sie um 20 Prozent höher ausfallen, denn im März dieses Jahres waren in Deutschland bereits 138.000 indische Fachkräfte beschäftigt. Viele von ihnen arbeiten in Engpassberufen – zum Beispiel in der Gesundheits- und Krankenpflege, wo aktuell knapp 17.000 Fachkräfte fehlen: Dort haben seit 2012 rund 7.500 Menschen aus Indien Anträge auf berufliche Anerkennung gestellt, die Voraussetzung ist, um in Deutschland diesen Beruf auszuüben.

Große Potenziale bietet Indien auch bei den dualen Ausbildungsberufen, da die Ausbildung in Indien ähnlich wie hierzulande sehr praxisorientiert ist. In der Kraftfahrzeugtechnik sind die indischen Anträge auf Berufsanerkennung etwa stark angestiegen: Über ein Drittel der Anträge der vergangenen zehn Jahre entfiel auf das Jahr 2023. Kfz-Mechatroniker werden dringend benötigt: Mit rund 16.300 fehlenden Fachkräften belegen sie den fünften Platz unter den Berufen mit der größten Fachkräftelücke.

Potenziale noch nicht ausgeschöpft
Das zeigt, dass das Fachkräftepotenzial aus Indien noch lange nicht ausgeschöpft ist. Das Durchschnittsalter in Indien liegt bei 28 Jahren, hierzulande bei 45. Bis zum Jahr 2030 werden rund 84 Millionen jüngere Arbeitskräfte auf den indischen Arbeitsmarkt streben, der sie nicht alle aufnehmen kann. Der Weg ins Ausland ist daher für viele Fachkräfte ein konkretes Ziel, das auch die indische Regierung fördert.

Hilfe bei den Anerkennungsprozessen bietet das BQ-Portal im Institut der deutschen Wirtschaft: Auf der Online-Plattform finden Kammern und Unternehmen Informationen zum Anerkennungsprozess und können so ausländische Berufsabschlüsse einschätzen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz initiierte und vom IW betriebene Informationsportal bietet Einblicke in die Berufsbildungssysteme von 105 Ländern sowie in über 6.000 Berufsprofile, davon 270 zu indischen Berufsabschlüssen, zahlreiche im Bereich Kraftfahrzeugtechnik.

(c) IW, 25.10.2024

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