Im Jahr 2022 hat die Nettomigration nach Deutschland mit einem Plus von mehr als 1,46 Millionen ihren bislang höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen der Wanderungen im Jahr 1950 verzeichnet. Dies geht aus dem an Unterrichtung durch die Bundesregierung vorliegenden „Migrationsbericht 2022“ (20/10000) hervor. Danach zogen im Jahr 2022 insgesamt 2.665.772 Menschen nach Deutschland zu und 1.203.683 Menschen aus Deutschland fort – womit sich die Nettomigration auf ein Plus von 1.462.089 belief und im Vergleich zu 2021 mehr als vervierfachte.
Wie die Autoren ausführen, löste der russische Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar 2022 eine der größten Fluchtbewegungen innerhalb Europas seit dem Ende des 2. Weltkriegs aus. Seit Beginn des Krieges seien mehr als eine Million Geflüchtete aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, mehrheitlich Frauen und Kinder.
Das Migrationsgeschehen nach beziehungsweise aus Deutschland ist dem Bericht zufolge seit Jahren vor allem durch Zuwanderung aus beziehungsweise Abwanderung in andere europäische Staaten gekennzeichnet. Der Anteil aus den europäischen Staaten sei im Jahr 2022 mit 76,2 Prozent deutlich gestiegen (2021: 63,8 Prozent). Dies spiegele vor allem die hohe Zuwanderung aus der Ukraine wider. Durch diese Entwicklung sei der Anteil aus EU-Staaten deutlich zurückgegangen, obwohl die Zuwanderung in absoluten Zahlen etwas zugenommen habe.
Konkret kamen laut Vorlage 24,6 Prozent der zugewanderten Personen aus Staaten der EU (2021: 46,7 Prozent). Auch bei den Fortzügen war Europa danach die Hauptzielregion, 71,0 Prozent seien im Jahr 2022 aus Deutschland in ein anderes europäisches Land gezogen (2021: 67,9 Prozent. 47,2 Prozent in EU-Staaten (2021: 54,0 Prozent).
Mit 1.097.882 Zuzügen stellte die Ukraine im Jahr 2022 das Hauptherkunftsland von Zugewanderten, wie aus der Unterrichtung ferner hervorgeht. Ihr Anteil an der Gesamtzuwanderung betrage 41,2 Prozent. An zweiter Stelle folgte den Angaben zufolge 2022 mit deutlichen Abstand Rumänien mit 204.637 Zuzügen und einem Anteil von 7,7 Prozent (2021: 191.149 Zuzüge, 7,1 Prozent). An dritter Stelle lag Polen als Herkunftsland mit 107.060 beziehungsweise vier Prozent aller Zuzüge nach Deutschland.
Bei den Fortzügen stand 2022 Rumänien an erster Stelle, wie in dem Bericht des Weiteren dargelegt wird. Danach zogen 169.484 Personen in dieses Land fort. Weitere wichtige Zielländer waren danach die Ukraine mit 138.355 Fortzügen, Polen mit 89.408 Fortzügen und Bulgarien mit 58.671 Fortzügen. Bei diesen Ländern sei somit ein hohes Wanderungsvolumen feststellbar, es zögen also sowohl viele Menschen nach Deutschland zu als auch wieder fort.
Weiter schreiben die Autoren, dass 2022 nach Zahlen des Mikrozensus in den deutschen Privathaushalten 23,8 Millionen Menschen lebten, die selbst oder bei denen mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht seit Geburt besitzen. Dies entspreche einem Bevölkerungsanteil der Menschen mit Migrationshintergrund von 28,7 Prozent. Mehr als die Hälfte davon seien deutsche Staatsangehörige, fast zwei Drittel selbst zugewandert.
(c) HiB Nr. 44, 22.01.2024