Insgesamt 79 Ermittlungsverfahren führten die Bayerische Polizei sowie die Justiz im Jahr 2023 im Bereich der Organisierten Kriminalität und ermittelten im Rahmen derer gegen insgesamt 874 Tatverdächtige aus 51 verschiedenen Staaten. Das Lagebild „Organisierte Kriminalität 2023 in Bayern“ macht deutlich, dass sich die Entwicklungen der vergangenen Jahre festigen. Erneut bilden die Wirtschaftskriminalität und der Rauschgifthandel die beiden größten Handlungsfelder, gefolgt von der Schleusungskriminalität.
„Die Organisierte Kriminalität kann zu einer ernsthaften Bedrohung sowohl für die Gesellschaft als auch den Staat werden. Deshalb gehen wir – wie auch die vergangenen Jahre – weiterhin konsequent und hart dagegen vor. Auch wenn das organisierte Verbrechen oft von komplexen, schwer zu durchdringenden Strukturen geprägt ist, ist unser Ziel diese – auch mit zeitlich und personell aufwändigen Ermittlungen – aufzudecken und zu zerschlagen“, erklärt BLKA-Präsident Norbert Radmacher und macht damit deutlich, dass der Kampf gegen die organisierte Kriminalität auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil im Aufgabenspektrum der Bayerischen Polizei und der Justiz bleibt.
Generalstaatsanwalt in München, Reinhard Röttle: „Die Menge der nach Europa, u.a. nach Deutschland geschmuggelten Drogen nimmt zu und mafiöse Gruppierungen breiten sich auch auf anderen Deliktsfeldern aus. Der in Bayern konsequent geführte Kampf gegen die organisierte Kriminalität wird auch künftig vorbehaltslos fortgeführt werden. Unsere Ziele sind die Zerschlagung krimineller Strukturen und die vollständige Einziehung der aus den Straftaten erlangten Vermögenswerte. Insbesondere die selbständige Einziehung von inkriminiertem Vermögen wird durch die bei der Generalstaatsanwaltschaft München angesiedelte Zentral- und Koordinierungsstelle Vermögensabschöpfung Bayern (ZKV) weiter vorangetrieben. An den Gesetzgeber appelliere ich, die Bekämpfung der organisierten Kriminalität näher in den Blick zu nehmen und den Strafverfolgungsbehörden die erforderlichen Befugnisse und Ressourcen für eine effektive Kriminalitätsbekämpfung zur Verfügung zu stellen.“
Im Jahr 2023 waren im Bereich der Kriminalität im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsleben erneut das Cybertrading und der Anlagebetrug die am häufigsten auftretenden Formen. Darauf folgte das Phänomen des Callcenterbetrugs, das – wie auch die beiden anderen Deliktarten – häufig sehr hohe Schadenssummen aufweist. Zudem ist in vielen Fällen der Anzeigewille der Opfer und damit das Risiko der Täter, entlarvt zu werden, gering. Wie auch in den Vorjahren handelten die Gruppierungen im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität überwiegend mit Kokain sowie Cannabis-Produkten. Auffällig ist, dass die Nutzung von kryptierter, sprich gesondert verschlüsselter Kommunikation in Bayern im Bereich der Organisierten Kriminalität fast ausschließlich bei Rauschgiftdelikten feststellbar ist.
Nicht feststellbar in Bayern ist hingegen die medial im Fokus stehende Clankriminalität wie in anderen Bundesländern mit libanesischen bzw. türkischem Hintergrund. Neu ist zudem die Feststellung Organisierter Kriminalität nigerianischer Tätergruppierungen.
Dass die Organisierte Kriminalität an Landesgrenzen keinen Halt macht, wird dadurch deutlich, dass 80 Prozent der Verfahren internationale Bezüge aufweisen. Aus diesem Grund ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene unerlässlich.
Das Lagebild kann über die Homepage der Bayerischen Polizei unter folgendem Link heruntergeladen werden:
www.polizei.bayern.de/kriminalitaet/002273/index.html
(c) LKA Bayern, 20.11.2024