
Iris Spranger, Senatorin für Inneres und Sport, und Dr. Barbara Slowik Meisel, Polizeipräsidentin von Berlin, haben heute die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) und die Entwicklung der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) für das Jahr 2024 vorgestellt.
Innensenatorin Iris Spranger: „Im Jahr 2024 ist die Kriminalität in Berlin geringfügig gestiegen. Zugenommen haben die Körperverletzungen und weitere Rohheitsdelikte, insbesondere im öffentlichen Raum. Wir spüren die Auswirkungen internationaler Konflikte – vom Krieg in der Ukraine über die Lage in Nahost bis zu den Herausforderungen der Migration. Unser Fokus liegt darauf, der Gewalt den Nährbodenzu entziehen. Das ist eine Aufgabe, die wir als Politik und Gesellschaft nur zusammen bewältigen können.“
Für das Jahr 2024 wurden in Berlin 539.049 Straftaten in der PKS erfasst. Das stellt einen geringfügigen Anstieg um 2.352 Fälle bzw. 0,4 % gegenüber dem Vorjahr dar. Die Aufklärungsquote (AQ) bleibtunverändert auf dem letztjährigen Höchstwert von 45,5 %.
Auch diesmal ist ein erneuter Anstieg der Rohheitsdelikte in Berlin zu verzeichnen gewesen. 50.638 erfasste Körperverletzungen im Jahr 2024 bedeuten eine Zunahme von 2.384 Fällen.
Bei durchschnittlich 43.895 Fällen in den letzten zehn Jahren liegt diese Zahl deutlich über dem Mittelwert. Nahezu identisch verhält es sich bei den Zahlen der Rohheitsdelikte im öffentlichen Raum, beispielsweise auf Straßen, Wegen und Plätzen.
Erneut gestiegen ist zudem die Zahl der Opfer von Gewalt in Partnerschaft und Familie. Sie hat mit 19.213 Fällen im Jahr 2024 den höchsten Wert der letzten zehn Jahre erreicht. Von den Betroffenen waren 71 % weiblich. Im Rahmen der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt wurde Ende 2023 der Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention beschlossen. Mehr als 130 Maßnahmen sind bereits umgesetzt oder befinden sich in Umsetzung.
Mit der geplanten Novellierung des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes (ASOG) werden die Möglichkeiten zur Verhinderung von häuslicher Gewalt erweitert. Vorgesehen ist unter anderem eine elektronische Aufenthaltsüberwachung (sogenannte Fußfessel), mit der schwere Straftaten und Verstöße gegen polizeiliche oder familiengerichtliche Schutzanordnungen reduziert werden sollen.
Bei den Angriffen auf Einsatzkräfte gibt es gegenläufige Entwicklungen. Zunächst ist die Zahl der Angriffe auf Dienstkräfte der Berliner Feuerwehr nahezu vollständig zurückgegangen. Waren es im Jahr 2023 noch 85 angegriffene Feuerwehrkräfte, sind es im Jahr 2024 nur noch vier. Maßgeblichen Anteil an dieser positiven Entwicklung hatte eine gemeinsame Einsatzbewältigung von Berliner Feuerwehr und Polizei Berlin in der Silvesternacht 2023/2024. Das führt zugleich zu der zweiten Veränderung: Im vergangenen Jahr wurden 10.584 Polizistinnen und Polizisten im Dienst angegriffen. Dies stellt einen erheblichen Anstieg um 10,2 % dar. Knapp 2.000 der Beamtinnen und Beamte wurden im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Versammlungen verletzt. Deswegen haben wir uns für die Finanzierung weiterer Schutzausrüstung eingesetzt.
Im Jahr 2024 wurden 3.412 Fälle von Messerangriffen erfasst. Der leichte Rückgang um 70 Fälle im Vergleich zum Vorjahr bedeutet jedoch den zweithöchsten Wert im Langzeitvergleich. Erneut wurde über dieHälfte der Messerangriffe (51,7 %, 1.765 Fälle) in der Öffentlichkeit begangen. Es konnten 2.532 Tatverdächtige ermittelt werden, wobei 87,6 % männlich und 58,1 % nichtdeutscher Staatsangehörigkeit waren.
Vor diesem Hintergrund hatte die Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Zusammenarbeit mit der Polizei Berlin im Rahmen der „Berliner Strategie gegen Messerkriminalität“ im Jahr 2024 ein umfassendesKonzept entwickelt, um dem Phänomen entgegenzuwirken. Diese Strategie umfasst verschiedene Maßnahmen. Dazu zählen u.a. die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Messerstraftaten beim LKA Berlin, aber auch das Prüfen eines Fahrerlaubnisentzugs bei rechtskräftig verurteilten Messerstraftätern. Allein im laufenden Jahr 2025 wurden bereits 18 Personen nach Messertaten zur Überprüfung der charakterlichen Eignung für die Teilnahme am Straßenverkehr an die Führerscheinstelle beim LABO gemeldet. Die Einrichtung von drei Waffen- und Messerverbotszonen in Berlin und eine Intensivierung der ressortübergreifenden Präventionsarbeit sind weitere wirksame Bausteine zur Eindämmung zukünftiger Messergewalt.
Das Gesamtfallaufkommen der politisch motivierten Kriminalität ist im Jahr 2024 um 1.881 Fälle gestiegen. Wurden 2023 noch 6.428 Fälle registriert, so waren es im vergangenen Jahr 8.309 Fälle, was einemAnstieg von 29,3 % entspricht. In 965 Fällen im Jahr 2024 handelte es sich um politisch motivierte Gewaltdelikte, die im Vergleich zum Vorjahr von 547 Fällen um 418 Fälle (+76,4 %) ebenfalls deutlich gestiegen sind.
Bei den antisemitischen Straftaten gab es 2024 einen deutlichen Anstieg. Es wurden 1.823 Fälle registriert, was eine Zunahme von 922 Fällen oder 102,3 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Der Anstieg dieser Straftaten ist vor allem auf eine konsequente Anzeigenaufnahme zurückzuführen – sowohl bei Protesten gegen den Nahostkonflikt, im Alltag auf der Straße sowie im digitalen Raum.
Nachdem die Fallzahlen im Zusammenhang mit queerfeindlicher Kriminalität in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen waren, wurde im Jahr 2024 ein Rückgang verzeichnet. 2024 wurden 579 Fälle registriert, was in Summe 111 Fälle weniger (-16,1 %) als im Vorjahr bedeutet. Allerdings bleibt das anzunehmende Dunkelfeld in diesem Bereich weiterhin hoch. Deshalb ist eine kontinuierliche Präventionsarbeit von großer Relevanz.
Innensenatorin Iris Spranger: „Ich danke den Sicherheitsbehörden für Ihren Einsatz und für ihre konsequente, erfolgreiche Arbeit für den Schutz der Berlinerinnen und Berliner sowie unserer Gäste. Wir verfolgen Straftaten konsequent und stellen uns alten und auch neuen Herausforderungen. Nicht nur der Erfolg unserer Berliner Strategie gegen Messerkriminalität zeigt: Wir kommen bei derKriminalitätsbekämpfung voran.“
Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik Meisel: „Unsere enge Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen Polizeien hat den organisierten Enkeltrickbetrug in Berlin im Jahr 2024 nahezu vollständig zurückgedrängt. Dieser Ermittlungserfolg zeigt, dass Kriminalität mit vertrauensvoller, internationaler Kooperation und moderner Analysetechnik wirksam bekämpft werden kann.”
Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin, 20.03.2025