„Im letzten Jahr verloren 179 Menschen ihr Leben durch den Konsum von Drogen. Das sind 49 mehr als im Vorjahr – und jeder Einzelne ist einer zu viel. Eine gefährliche und unkalkulierbare Wirkung entsteht vor allem, wenn Heroin oder Kokain mit anderen Drogen, Medikamenten oder Alkohol konsumiert wird. Diese Gefahr wird von vielen offenbar immer noch nicht erkannt. Deshalb liegt unser Fokus weiterhin auf der Suchtprävention und der Aufklärung, um für die weitreichenden Folgen und Gefahren zu sensibilisieren“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl am 27. März 2023 zur Bilanz der Drogentoten im Jahr 2022.
Im Jahr 2022 starben in Baden-Württemberg 179 Menschen durch den Konsum von Drogen. Die Zahl liegt weiterhin unterhalb des langjährigen Mittelwerts von 190 Verstorbenen in Baden-Württemberg pro Jahr. 2021 waren es 130 Rauschgifttote.
Zahl der Drogentoten
Unter den Drogentoten des Jahres 2022 sind 144 (2021: 112) Männer und 35 (18) Frauen. Fünf Verstorbene sind Heranwachsende (8), drei sind Jugendliche (2). 32 (25) Personen haben eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Das Durchschnittsalter liegt mit 37,4 (38,1) Jahren leicht unter dem des Vorjahres.
Regionale Verteilung der Drogentoten
Die meisten Personen, die an den Folgen ihres Drogenkonsums verstarben, sind in der Landeshauptstadt Stuttgart mit 35 (12), dem Stadtkreis Mannheim mit 15 (14), in Reutlingen mit 10 (4) und in Tübingen mit 9 (10) zu verzeichnen. Keine Todesfälle im Zusammenhang mit Rauschgift wurden im Stadtkreis Baden-Baden sowie in den Landkreisen Emmendingen, Hohenlohekreis, Tuttlingen, Calw, Enzkreis, Freudenstadt, Bodenseekreis und Sigmaringen registriert.
Häufigste Todesursachen
Der Konsum von Heroin bleibt mit 15 (10) Fällen weiterhin die häufigste Ursache für tödlichen Drogenkonsum. Eine besonders gefährliche und unkalkulierbare Wirkung entsteht, wenn Heroin mit anderen Drogen, Medikamenten oder Alkohol konsumiert wird (Mischkonsum). So führte in 42 (21) Fällen der Mischkonsum von Heroin zum Tode.
Der Konsum von Kokain führte bei acht (2) Personen zum Tode. Beim Mischkonsum von Kokain ist mit 38 (28) Fällen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Nach Heroin war Kokain im Jahr 2022 somit in Baden-Württemberg die zweittödlichste Droge.
Auffallend ist auch die starke Zunahme von Rauschgifttodesfällen im Zusammenhang mit benzodiazepinhaltigen Medikamenten. Hierdurch starben im Jahr 2022 45 (23) Menschen, was nahezu einer Verdoppelung entspricht.
Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität
Neben den spezialisierten Fachinspektionen bei den Kriminalpolizeidirektionen und im Landeskriminalamt geht die Polizei Baden-Württemberg auch mit gemeinsamen Ermittlungsgruppen von Schutz- und Kriminalpolizei gegen die Rauschgiftkriminalität vor. Dem organisierten Rauschgifthandel tritt die Polizei durch Kooperationen mit europäischen Polizeidienststellen auch international entschlossen entgegen.
Ein besonders erfolgreicher Schlag gegen die organisierte Rauschgiftkriminalität gelang den Ermittlerinnen und Ermittlern der „Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift Karlsruhe“ des Landeskriminalamts. Durch langwierige und gezielte Ermittlungsmaßnahmen sowie die Entschlüsselung verschlüsselter Kommunikationsdaten kamen sie Großdealern aus dem Raum Mannheim und Heidelberg auf die Spur. Die 25-köpfige-Dealergruppierung steht im Verdacht, mit Cannabis im Tonnenbereich, Kokain im dreistelligen Kilogrammbereich sowie mit Ecstasy-Pillen und Heroin gehandelt zu haben. Die Drogen wurden aus Spanien, den Niederlanden und Südamerika bezogen. Zudem soll die Gruppierung mit verschiedenen Waffen – darunter auch Kriegswaffen wie Handgranaten und eine Panzerfaust – gehandelt haben.
Der Kriminalpolizeidirektion Heilbronn gelang unter Leitung der Staatsanwaltschaft Heilbronn zudem ein erheblicher Erfolg bei der Bekämpfung der schweren Rauschgiftkriminalität. Ermittlerinnen und Ermittler stellten nach mehr als einjährigen Ermittlungen eine 24 Tonnen schwere Hydraulikpresse sicher, die als Tarnung für eine Betäubungsmittellieferung diente. In diversen Hohlräumen im Inneren der Presse wurden insgesamt 200 Kilogramm Methamphetamin („Crystal Meth“) aufgefunden. Die Ware gelangte in ihrem Versteck nach bisherigen Ermittlungen auf dem Seeweg von Mexiko nach Europa und von dort weiter bis zu ihrem letztendlichen Sicherstellungsort in Sinsheim. Dabei handelt es sich, soweit bekannt, um die bundesweit größte Einzelsicherstellung von „Crystal Meth“ mit einem Marktwert von 15 bis 20 Millionen Euro. „Wir lassen nicht locker bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität und beweisen regelmäßig einen langen Atem, um der Täter und ihrer tödlichen Waren habhaft zu werden“, so Innenminister Thomas Strobl.
Präventionsarbeit
Auch im Jahr 2022 steht die Polizei Baden-Württemberg insbesondere den Schulen als verlässlicher Partner zum Thema Drogenprävention zur Seite. Das bewährte Schülerprogramm für die Klassenstufen sechs bis neun wurde in Zusammenarbeit mit kommunalen und regionalen Kooperationspartnern sowie mit landesweit zuständigen Stellen der Suchtprävention erarbeitet. Die Polizei informierte im Jahr 2022 in 2.240 Veranstaltungen rund 55.000 Schülerinnen und Schüler über legale und illegale Drogen. Das als Baukastenprinzip aufgebaute Schülerprogramm wurde Mitte des Jahres 2021 um eine elektronische Lernanwendung (eLA) erweitert. Die eLA ist an das bestehende Schulprogramm angelehnt und unterstützt Schülerinnen und Schüler bei der rechtlichen Einordnung legaler und illegaler Drogen. Zudem erfahren sie, welche Gefahren und Konsequenzen durch den Drogenkonsum drohen. Darüber hinaus wird die Rolle der Polizei in der Suchtprävention und Hilfsmöglichkeiten bei Drogenproblemen erläutert.
Die Polizei Baden-Württemberg stellt im Internet Broschüren und Angebote der Suchtberatung kostenlos zur Verfügung (https://praevention.polizei-bw.de/praevention/drogen/). Darüber hinaus finden junge Menschen auf der Internetseite www.polizeifuerdich.de viele weitere Informationen rund um die Thematik legale und illegale Drogen.
„Das Präventionskonzept unserer Polizei hat sich bewährt und wird ständig aktualisiert. Damit können wir Kinder und Jugendliche erreichen und ihnen die Gefahren des Drogenkonsums vergegenwärtigen. Um langwierige Drogenkarrieren mit erheblichen gesundheitlichen Risiken bis hin zum Tod erst gar nicht erst entstehen zu lassen, setzten wir bereits im Kindesalter an. Wir werden daher nicht nachlassen und unsere präventiven Anstrengungen auf allen Ebenen und mit allen Akteuren vehement fortsetzen. Der Kampf gegen Rauschgift geht weiter“, erklärte Innenminister Thomas Strobl.
Quelle: Innenministerium Baden-Württemberg, Pressemitteilung vom 27. März 2023