Die Ministerin für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz Jacqueline Bernhardt und die Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport Stefanie Drese haben sich in der JVA Waldeck über das Landesmodellprojekt „Zaungast“ und die neue Landeskoordinierungsstelle „Kinder von Inhaftierten“ MV informiert.
Ministerin Bernhardt: „Schätzungen zufolge sind in Mecklenburg-Vorpommern 1.500 Kinder von Inhaftierungen eines Elternteils betroffen. EU-weit sind es fast eine Million. Das sind mehr Kinder als jeweils Gefangene. Das ist mit einer enormen Belastung der Kinder verbunden. Zudem wissen wir, dass Kinder inhaftierter Eltern eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, selbst inhaftiert zu werden. An dem Punkt wollen wir ansetzen und ein familiensensibles Angebot unter Wahrung der Rechte von Kindern und der Beachtung der Erziehungsverantwortung der inhaftierten Elternteile aufbauen. Ich danke den Mitwirkenden, der Auridis-Stiftung, der Landeskoordinierungsstelle Kinder von Inhaftierten sowie den Jugendämtern für ihr Engagement. Inhaftierten Vätern wird hierbei ermöglicht, den Faden der Verantwortungsübernahme nicht abreißen zu lassen. Das Verhältnis und die Beziehung zum Kind bleibt aufrecht. Und das Kind lernt, mit der Situation umzugehen und die Bindung zum Vater zu stärken. Familienzusammenhalt und vor allem Ehrlichkeit sowie Verständnis sind wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung der Kinder inhaftierter Elternteile, damit sie selbst die Chance auf ein straffreies Leben bekommen.“
„Für die Landesregierung ist die Förderung von Kinderrechten von großer Bedeutung und ein wichtiges Ziel der Jugendhilfe“, verdeutlichte Ministerin Drese. Kinder, die von einer elterlichen Inhaftierung betroffen sind, seien erheblichen Risikofaktoren ausgesetzt und bedürfen gezielter Hilfen. Drese: „Deshalb unterstützen wir Projekte und die Einrichtung einer Landeskoordinierungsstelle, die die Bedarfe und Problemlagen von Kindern von Inhaftierten in den Blick nehmen und ihnen einen dem Kindeswohl dienlichen Umgang mit ihren inhaftierten Vätern ermöglichen. Gleichzeitig wollen wir mit unseren Partnern zusätzliche Beratungs- und Hilfsangebote für betroffene Familien schaffen und eine vertiefte Kooperation zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Justiz, um eine familiensensible Vollzugsgestaltung zu gewährleisten.“
Bärbel Bardey und Frank Beese vom Projektträger des abgeschlossenen Modellprojektes „Zaungast“ und jetzigen Trägers der Landeskoordinierungsstelle führten aus: „Das Team der Gemeinschaft für soziale Therapie und Pädagogik engagiert sich als Organisation mit langjähriger Erfahrung sowohl in der Kinder- und Jugendhilfe als auch in der Straffälligenarbeit in dem Arbeitsfeld Kinder von Inhaftierten, da wir in der Praxis mit den immensen Herausforderungen aller an dem Inhaftierungsprozess Beteiligten, insbesondere der Kinder, konfrontiert sind. Wir sehen in den aktuellen Beschlüssen der Justiz- sowie Familienministerkonferenzen der Länder eine realistische Chance auf die konkrete Umsetzung der Empfehlungen des Europarates zu Kindern inhaftierter Eltern und der UN Kinderrechtskonvention.“
Der Geschäftsführer der Auridis Stiftung, Marc von Krosigk, betonte: „Mit unserer Unterstützung möchten wir einen Beitrag zu einer verbesserten Vernetzung von Akteuren der Justiz und Jugendhilfe leisten sowie die familienorientierte Vollzugsgestaltung stärken. Wir hoffen, dass durch die mit den zuständigen Ministerien sowie öffentlichen und freien Trägern aufgebauten Kooperationen eine nachhaltige Verbesserung der Lebenslagen von Kindern Inhaftierter in Mecklenburg-Vorpommern erzielt werden kann.“
In der JVA Waldeck sind zurzeit 74 Gefangene im geschlossenen Vollzug, die angaben, insgesamt 138 minderjährige Kinder zu haben. Diese Daten beruhen auf freiwilligen Angaben der Gefangenen. Das Projekt „Zaungast“ läuft seit 11/2019 in der JVA Waldeck. Träger ist die Gemeinschaft für soziale Therapie und Pädagogik – Luisenstrasse e.V. Bisher waren insgesamt 51 Gefangene und 85 Kinder im Projekt eingebunden.
(c) JM Mecklenburg-Vorpommern, 23.08.2023