Anlässlich des 90. Todestags des im Konzentrationslager Dachau an den Folgen schwerer körperlicher Misshandlungen verstorbenen Willy Aron erinnerte das Oberlandesgericht Bamberg im Rahmen einer Gedenkveranstaltung an den Bamberger Gerichtsreferendar.
„Die Erinnerung an Willy Aron, der sich als junger, beim Oberlandesgericht Bamberg beschäftigter Gerichtsreferendar gegen die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus stellte, ist dem gesamten Oberlandesgericht als seiner ehemaligen Dienstbehörde ein besonderes Anliegen“, so der Präsident des Oberlandesgerichts Lothar Schmitt bei seiner Begrüßungsansprache. Willy Aron habe sich trotz seines jugendlichen Alters frühzeitig gegen den Nationalsozialismus gestellt und wurde bereits im Mai 1933 von den Machthabern ermordet. Auch in der aktuellen Zeit seien Demokratie und Rechtsstaat weltweit nicht selbstverständlich und müssen gegen Anfeindungen verteidigt werden. Willy Aron sei aufgrund seines Engagements und seines beherzten Eintretens für Demokratie und Rechtsstaat zugleich Vorbild und Mahnender. „Dem Oberlandesgericht Bamberg ist es ein besonderes Bedürfnis, durch
die Benennung des größten Schulungsraums den Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendaren die Person von Willy Aron und seine Lebensleistung nahe zu bringen sowie zur Bewahrung von Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit aufzufordern“, erläuterte Präsident Schmitt die Benennung des größten Schulungsraums nach Willy Aron.
Die Vorsitzende der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg Mechthildis Bocksch gratulierte und dankte dem Oberlandesgericht für die Benennung des Schulungssaals nach Willy Aron. „Durch die Benennung des Willy-Aron-Saals wird ein neues Kapitel in der Erinnerungsgeschichte in Bamberg aufgeschlagen“, so Mechthildis Bocksch. In der heutigen Zeit sei ein aufrichtiges und in die Tiefe gehendes Erinnern zwingend notwendig. Der Nationalsozialismus wollte menschliche Bindungen zerstören. Der Lehrsaal sei als Ort des gemeinsamen Dialogs nach Willy Aron benannt worden zur Gestaltung eines Lebens in Demokratie und Rechtsstaat.
Den Festvortrag hielt Archivoberrat a. D. Dr. Reinhard Weber, der sich als Autor des bekannten Werks „Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933“ einen Namen gemacht hat. Dr. Weber schilderte zunächst die Schullaufbahn von Willy Aron und den Zustand der damaligen Gymnasien, die von einer patriarchalischen Systemsicherung geprägt waren. Die Gesellschaft sei zudem nach dem Ersten
Weltkrieg von einem stark steigenden Antisemitismus gekennzeichnet gewesen. Willy Aron, der in Erlangen, München und Würzburg Rechtswissenschaften studierte, sei aufgrund seines politischen Engagements frühzeitig „ganz oben auf der schwarzen Liste der Nationalsozialisten“ gestanden. Daher sei er am 01.04.1933 aus dem Referendardienstverhältnis entlassen und im Mai 1933 getötet worden.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung enthüllte der Präsident des Oberlandesgerichts Lothar Schmitt gemeinsam mit Mechthildis Bocksch, Dr. Reinhard Weber, dem Bezirksheimatpfleger von Oberfranken Prof. Dr. Günter Dippold, Rabbinerin Dr. Antje Yael Deusel und der Vizepräsidentin der Rechtsanwaltskammer Elisabeth Geheeb das Türschild des „Willy-Aron-Saals“.
Besonders erfreut zeigte sich der Präsident des Oberlandesgerichts über die Anwesenheit zahlreicher Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen, der Justizbehörden, der Anwaltschaft sowie von über 30 Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendaren bei der Gedenkveranstaltung. Mit ihrer Teilnahme an dem Gedenken an Willy Aron hätten alle Gäste ein bleibendes Zeichen gesetzt.
Quelle: OLG Bamberg, Pressemitteilung vom 5. Mai 2023