Am Samstag (2. September) hat die Bundespolizei bei Grenzkontrollen an der A93 elf geschleuste Personen, unter ihnen drei Minderjährige, aus einer höchst gefährlichen Situation befreit. Die elfköpfige Migrantengruppe war zusammen mit einem syrischen Fahrer in einen Pkw gezwängt, der lediglich fünf Sitzplätze hatte. Auf richterliche Anordnung hin musste der mutmaßliche Schleuser die Untersuchungshaft antreten.
Schon bei der Einfahrt in die Kontrollstelle nahe Kiefersfelden erkannten die Bundespolizisten, dass das Auto mit bulgarischen Kennzeichen völlig überfüllt war. Auf dem Beifahrersitz befanden sich zwei Insassen, auf der Rückbank sechs, und im Kofferraum drei. Die Personen auf der Rückbank mussten offenkundig stundenlang aufeinandersitzen. Aufgrund der Enge im überfüllten Fahrzeuginnenraum konnten die Sicherheitsgurte nicht angelegt werden. Ein Öffnen der Fenster war zudem nicht möglich, da der Fahrer diese verriegelt hatte. Insofern war laut den Geschleusten die Luft im Wagen durchgängig verbraucht und extrem schlecht.
Ursprünglich sogar mit 15 Geschleusten im Auto
Mehrere Insassen berichteten übereinstimmend, dass sich bei Fahrtbeginn – vermutlich nahe der serbisch-ungarischen Grenze – sogar noch eine vierköpfige Familie, darunter ein Baby, im Pkw befunden hätte. Demnach wären ursprünglich inklusive Fahrer insgesamt 16 Menschen in dem Wagen gesessen. Nachdem aufgrund der katastrophalen Situation im Auto ein Streit zwischen den Geschleusten und dem Fahrzeugführer entbrannt war, mussten den Schilderungen zufolge alle in einem Waldstück aussteigen. Daraufhin habe der Fahrer die Familie weggefahren und sei erst nach etwa einer Stunde zurückgekehrt. Zu ihrem Verbleib gebe es bislang keine Hinweise, so die Bundespolizei.
Fahrt im Auftrag einer kriminellen Schleuserorganisation
Eigenen Angaben zufolge stammen die in Gewahrsam genommenen Geschleusten aus der Türkei beziehungsweise Syrien. Über die erforderlichen Einreisepapiere verfügten die acht Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 43 Jahren sowie die drei Minderjährigen, 14,15 und 16 Jahre alt, nicht. Für ihre Schleusungen hätten sie zusammengerechnet einen mittleren fünfstelligen Betrag an eine nicht näher bekannte Organisation gezahlt. Nach ersten Ermittlungen der Rosenheimer Bundespolizei vollzog der syrische Fahrer, der sich bislang offenbar selbst illegal im europäischen Raum aufgehalten hatte, die Etappe nach Deutschland im Auftrag der kriminellen Schleuserorganisation. Einen Führerschein hatte er nicht. Der 18-Jährige wurde wegen Einschleusens von Ausländern unter lebensgefährdenden und unmenschlichen Bedingungen, versuchter illegaler Einreise und Fahrens ohne Fahrerlaubnis angezeigt.
Fahrzeugführer in Untersuchungshaft genommen
Am Sonntagvormittag führten die Beamten den mutmaßlichen Schleuser beim Amtsgericht in Rosenheim vor. Die zuständige Ermittlungsrichterin ordnete dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprechend seine Untersuchungshaft an. Der Syrer wurde in die Justizvollzugsanstalt Traunstein eingeliefert. Zehn der geschleusten Personen konnten an eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge weitergeleitet werden. Ein türkischer Migrant wurde mangels Interesse an Schutz oder Asyl in der Bundesrepublik nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen zurückgewiesen und der österreichischen Polizei überstellt.
(c) Bundespolizeiinspektion Rosenheim, 04.09.2023