Laut einer aktuellen Studie sind rund 40 % der Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt, 15 % der Frauen und 3 % der Männer wurden mindestens einmal in ihrem Leben Opfer einer Vergewaltigung. Zur Prävention von Sexualstraftaten gegenüber Erwachsenen wird seit April diesen Jahres mit dem Projekt „I can change“ in Bamberg das Behandlungsangebot in Bayern erweitert. Vorbild ist das 2018 an der Medizinischen Hochschule Hannover erprobte gleichnamige Projekt.
Durch das neue Projekt kann nun auch Personen mit Problemen bei der sexuellen Impulskontrolle und mit sexuellen Gewaltfantasien gegenüber erwachsenen Personen eine kostenlose, anonyme und schweigepflichtgeschützte Behandlung angeboten werden. Der bayerische Justizminister Georg Eisenreich: „Die Erweiterung des Therapieangebots ist wichtig, da das Dunkelfeld in diesem Bereich groß ist. Mit dem Projekt ‚I can change‘ verbessern wir die therapeutische Versorgung weiter. Dadurch leisten wir einen Beitrag, um Sexualstraftaten zu verhindern.“
Dr. Ralf Bergner-Köther, Psychologischer Psychotherapeut und Leiter des Präventionsprojekts der Sozialstiftung Bamberg: „Sexuelle Übergriffe bahnen sich meist bereits vorher in Fantasien an. Wir versuchen mit den potentiellen Tätern und Täterinnen enthemmende Faktoren zu identifizieren und mit psychotherapeutischen Mitteln aufzulösen. So können wir sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen verhindern, bevor sie in der Realität stattfinden.“
Um Sexualstraftaten an Kindern und den Konsum von Kinderpornografie zu verhindern sowie Menschen mit pädophiler Neigung ein straffreies und gesellschaftlich integriertes Leben zu ermöglichen, arbeiten bereits bundesweit vierzehn Standorte – mit Bamberg, München und Regensburg drei davon in Bayern – im Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ nach gemeinsamen Qualitätsstandards zusammen. Seit 1. Januar 2022 wird mit dem Projekt „Hellfeld“ in Bamberg auch Personen mit laufenden Strafverfahren ein Therapieplatz angeboten.
„I can change“ erweitert dieses Therapieangebot auf Sexualstraftaten gegenüber Erwachsenen. Justizminister Eisenreich: „Das Projekt ‚I can change‘ ist eine wichtige Ergänzung zu den Projekten ‚Kein Täter Werden‘ und ‚Hellfeld‘. Durch die Übertragung des Therapiekonzepts können wir die bestehenden Strukturen nutzen und bei der Prävention von Synergieeffekten profitieren.“
Der Minister abschließend: „Der Schutz vor sexuellem Missbrauch hat im Freistaat höchste Priorität. Deshalb haben wir unsere Strafverfolgungsstrukturen zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch optimiert. Aber auch die Prävention – sowohl bei Erwachsenen als auch Kindern – ist ein wichtiger Baustein in unserem Maßnahmenpaket. Wir wollen sexuellen Missbrauch von vornherein bestmöglich verhindern.“
Quelle: Bayerisches Staatsministerium der Justiz, Pressemitteilung vom 27. Juli 2022