Bremen geht in der Ausbildung von Juristinnen und Juristen neue Wege – und das im doppelten Sinne: Im April 2024 wird die zweite juristische Staatsprüfung in Bremen erstmals nicht mehr auf Papier, sondern am Computer geschrieben (eExamen). Dafür haben die Senatorin für Justiz und Verfassung und die Hochschule Bremen (HSB) eine Kooperation auf die Beine gestellt, die für beide Seiten ganz neue – auch gemeinsame – Entwicklungspotenziale bietet.
„Ich freue mich außerordentlich, dass wir mit der Hochschule Bremen eine so kompetente und auf dem Gebiet der digitalen Prüfungen erfahrene Partnerin gefunden haben, um das eExamen für angehende Juristinnen und Juristen in Bremen einzuführen,“ sagt Justizsenatorin Claudia Schilling. Die Kooperation der Justizverwaltung mit der Hochschule Bremen sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie verschiedene öffentliche Institutionen ihre Kompetenzen und Ressourcen zum Nutzen aller Beteiligten bündeln könnten. „Die Einführung des eExamens ist ein Meilenstein. Das stärkt Bremen als Standort der Juristenausbildung – und wir werden dadurch noch attraktiver für Studierende, Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendare. Das schriftliche Examen erstreckt sich über zwei Wochen, in dieser Zeitspanne sind an acht Tagen jeweils fünfstündige Klausuren anzufertigen. Das alles mit der Hand zu schreiben und dann als Prüferin oder Prüfer die handschriftlich angefertigten Texte zu korrigieren, ist nicht mehr zeitgemäß. Zumal unsere Gerichte bundesweit Spitzenreiter in der Digitalisierung sind und dort bereits sehr intensiv mit elektronischen Akten gearbeitet wird. Möglichst schon in der Ausbildung digital zu arbeiten, ist da nur konsequent.“
„Hochschule Bremen verfügt über hohe Expertise und Erfahrung in diesem Bereich“
„Wir als Hochschule Bremen freuen uns sehr, mit dieser neuen Kooperation innovative Entwicklungen für das digitale juristische Staatsexamen in Bremen voranzutreiben“, sagt Rektor Prof. Dr. Konrad Wolf. „Die HSB verfügt über eine hohe Expertise und über zehn Jahre Erfahrung in diesem Bereich. Digitale Prüfungsformate werden von Studierenden an der HSB gut angenommen und genutzt.“
Die zweite juristische Staatsprüfung wird für die Bundesländer Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein zentral durch das Gemeinsame Prüfungsamt (GPA) der drei Länder (Sitz in Hamburg) organisiert. Im Zuge der Einführung des eExamens ist in Hamburg ein Prüfungszentrum mit etwa 150 Plätzen geschaffen worden, das heute (16. November 2023) eingeweiht wird.
Bremen bleibt Standort für das schriftliche Examen
Nach sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile hat sich die Senatorin für Justiz und Verfassung allerdings dafür entschieden, das neue Prüfungszentrum in Hamburg nicht zu nutzen, sondern Bremen als Standort für das schriftliche Examen beizubehalten. Viele angehende Juristinnen und Juristen entscheiden sich auch deshalb für ein Referendariat an der Weser, weil der juristische Vorbereitungsdienst in Bremen – anders als in Flächenländern – grundsätzlich am Wohnort erfolgen kann. Insbesondere in der Examensphase ist dieser Standortvorteil spürbar: Die Prüflinge können sich auf die Prüfung konzentrieren und haben keine An- und Abreise oder einen Hotelaufenthalt einzuplanen, der dann mit Kosten für das Land Bremen verbunden wäre. „Dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen“, betont Senatorin Schilling. „Wir wollen unseren Referendarinnen und Referendaren möglichst gute Prüfungsbedingungen bieten“, begründet die Justizsenatorin die Entscheidung, das eExamen in Bremen zu ermöglichen.
Die Senatorin für Justiz und Verfassung und die Hochschule Bremen führen das eExamen im Rahmen ihrer Kooperation im ersten Schritt für die zweite juristische Staatsprüfung ein. Erstmals werden die schriftlichen Examensarbeiten in der Prüfungskampagne im April 2024 nicht mehr von Hand auf Papier, sondern in den Räumen der Hochschule Bremen am Computer angefertigt werden können.
Im zweiten Schritt wollen die Kooperationspartnerinnen das eExamen dann auch für das erste juristische Staatsexamen in den Räumen der Hochschule Bremen organisieren.
(c) Senatorin für Justiz und Verfassung Bremen, 17.11.2023