Bayerns Justizminister Georg Eisenreich hat gestern (17. Juni) die Justizmedaille an vierzehn Persönlichkeiten aus dem Freistaat verliehen. Sie ist eine Auszeichnung für Menschen, die sich in Bayern große Verdienste um die Justiz erworben haben.

Eisenreich in seiner Laudatio an die Geehrten: „Sie alle haben sich – auf ganz unterschiedlichen Gebieten – weit über das gewöhnliche Maß hinaus für die Justiz, unseren Rechtsstaat und unsere Gesellschaft engagiert. Dafür möchte ich Ihnen im Namen der Justiz herzlich danken.“

Die geehrten Persönlichkeiten:

Im Einsatz für die Erinnerung – Markus Schmorell: Sein Onkel war der Weiße-Rose-Widerstandskämpfer Alexander Schmorell, der am 19. April 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 im Strafgefängnis München-Stadelheim ermordet wurde. Markus Schmorell engagiert sich seit 2015 bei der Weiße Rose Stiftung e.V., zunächst als Mitglied und von 2017 bis 2023 im Vorstand. Er hat sich mit großem persönlichem Einsatz bei der Neukonzeption der Weiße-Rose-Ausstellung im Münchner Justizpalast eingebracht. Sein Engagement hat maßgeblich zum großen Erfolg der Ausstellung beigetragen, die inzwischen mehr als 3.000 Menschen besucht haben.

Engagement für die Justiz – Thomas Kreuzer, Staatsminister und Mitglied des Bayerischen Landtages, a.D.: Der ehemalige Richter am Landgericht Kempten (Allgäu) hat sich in seiner Funktion als Leiter der Staatskanzlei und Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag über viele Jahre hinweg für die bayerische Justiz mit großem Engagement eingesetzt. Die Sicherheit in Bayern und die Stärkung eines funktionierenden und wehrhaften Rechtsstaats standen dabei stets im Mittelpunkt. So setzte er sich auch im Rahmen von Haushaltsverhandlungen nachdrücklich für eine starke bayerische Justiz ein. Als langjähriger Abgeordneter im Stimmkreis Kempten, Oberallgäu übernahm er von 1998 bis 2011 auch das Amt des Vorsitzenden des Anstaltsbeirates der Justizvollzugsanstalt Kempten.

Die Brückenbauerin der US-Army – Mechthild Benkert: Als Juristin der US-Army Heeresgarnison Bayern engagiert sie sich seit Jahrzehnten für die Ausbildung von Nachwuchsjuristen in Bayern. Sie ist Ansprechpartnerin für die bayernweite Zusatzveranstaltung „Einführung in das US-amerikanische Recht“ für Rechtsreferendare und ermöglicht diesen, an Verhandlungen vor einem Militärgericht teilzunehmen. Zudem organisiert und betreut sie seit 2017 die Teilnahme von Juristen der US-Army bei der Langen Nacht der Wissenschaften, in deren Rahmen im historischen Saal 600 des Nürnberger Justizpalastes Strafprozesse nach deutschem und amerikanischem Recht gezeigt und die Unterschiede erläutert werden.

Der US-Rechtsexperte – Lieutenant Colonel Bradley Huestis: Er war in den Jahren 2017, 2019 und 2022 als Rechtsexperte aktiv an der Umsetzung der Idee zur Langen Nacht der Wissenschaften zusammen mit dem Oberlandesgericht Nürnberg, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Memorium Nürnberger Prozesse maßgeblich beteiligt. Dabei erläuterte er dem interessierten Publikum den amerikanischen Strafprozess vor einem Militärgericht und die Unterschiede zum deutschen Rechtssystem.

Die Resozialisierungshelferin – Eva Jung-Kramer: Mehr als 20 Jahre begleitete Eva Jung-Kramer junge straffällige Männer mit Geduld und Empathie in der Justizvollzugsanstalt Niederschönenfeld. Mit ihrem Einsatz leistete sie damit einen wichtigen Beitrag zur Resozialisierung. Ihre Kenntnisse setzte sie in der Koordination und Schulung von neuen Ehrenamtlichen ein.

Der ehrenamtliche Richter – Reinhold Schulz: Er hat als Handelsrichter mehr als 30 Jahre lang seine Lebens- und Berufserfahrung tatkräftig in die Justiz eingebracht und für wertvolle Bürgernähe in den Gerichtsverfahren gesorgt. Als Unternehmensberater fand er dabei stets nachhaltige Lösungen für die Parteien.

Der Personalrat – Hans-Joachim Freytag: Seit 1996 engagiert sich Freytag – über seinen Ruhestand im Jahr 2023 hinaus – tatkräftig in der Bayerischen Justizgewerkschaft e.V. Seit 2007 ist er deren Landesvorsitzender. Zudem gehörte er seit 1994 bis zu einem Ruhestand dem Personalrat der Landesjustizkasse Bamberg und dem Gesamtpersonalrat des Oberlandesgerichts Bamberg an, davon jeweils mehrere Jahre als Vorsitzender. Seit 2011 war er zudem Mitglied im Hauptpersonalrat des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz.

Ein Experte für Opferhilfe – Dr. Rainer Gemählich: Er hat sich seit Beginn der Stiftung Opferhilfe Bayern 2012 und neben seiner Arbeit als Präsident des Landgerichts Nürnberg-Fürth (2006 bis 2014) ehrenamtlich als stellvertretender Vorstand für die Opferhilfe engagiert. Mit seiner hohen Fachkompetenz ist er eine echte Bereicherung für den Stiftungsvorstand. Ihm gelang es durch seinen persönlichen Einsatz, Spendengelder für die Stiftung zu akquirieren. Die Stiftung zahlte allein zwischen 2012 und 2022 mehr als vier Millionen Euro an Geschädigte und Hinterbliebene von Opfern von Straftaten aus.

Eine Betreuungsexpertin – Katharina Lemle: Sie engagierte sich von 1992 bis 2001 ehrenamtlich, um auf zahlreichen Veranstaltungen im Bezirk des Amtsgerichts Pfaffenhofen der Öffentlichkeit das Betreuungsgesetz näherzubringen. Mit etwa 100 Vorträgen wirkte sie tatkräftig in allen 19 Gemeinden des Landkreises. Derzeit ist Katharina Lemle Dritte Bürgermeisterin der Gemeinde Schweitenkirchen.

Der Erfinder des Justizverwaltungsportals – Bernhard Luber: Er erfand und entwickelte unter großem persönlichem Einsatz das Justizverwaltungsportal, das heute aus den Verwaltungsabteilungen nicht mehr wegzudenken ist. Sein Portal hat sich inzwischen zu einem Exportschlager entwickelt. Für die 2019 von Luber mitinitiierte Neuentwicklung haben sich mehrere Bundesländer zusammengeschlossen.

Ein Wegbereiter der Digitalisierung – Walther Bredl: Fachverfahren wie „ForumSTAR“, „web.sta“ oder die elektronische Akte wären ohne Walther Bredl undenkbar. Bredl hat durch sein Fachwissen und sein großes persönliches Engagement den IT-Einsatz in der bayerischen Justiz maßgeblich mitentwickelt. Dabei machte er sich mit kreativen Lösungen einen Namen in der Justiz.

Der Vielseitige – Reinhard Pfingstl: Der Präsident des Landgerichts Schweinfurt a.D. hat im Präsidialrat für die Ordentliche Gerichtsbarkeit in Bayern maßgeblich und mit großem Engagement an der richterlichen Personalentwicklung mitgewirkt, zunächst als Mitglied und von 2019 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2023 als Vorsitzender. Von 2002 bis 2012 war er ehrenamtlicher Vorsitzender des Bezirksverbandes Schweinfurt des Bayerischen Richtervereins e.V. Darüber hinaus hat er sich viele Jahre lang in der Fortbildung engagiert und dabei neue Fortbildungsformate entwickelt.

Eine engagierte Amtsgerichtsdirektorin – Helga Twardzik: Mit ihrem Einsatz für junge Kolleginnen und Kollegen und ihrem großen persönlichen Engagement hat sich die ehemalige Direktorin des Amtsgerichts Würzburg als Vorbild für Kolleginnen und Kollegen der Justiz einen Namen gemacht. Helga Twardzik, die seit einem schweren Verkehrsunfall im Jahr 1966 an den Rollstuhl gebunden ist, gilt als außergewöhnliche Persönlichkeit mit starkem Willen und großer Empathie.

Ein Experte für den Münchner Justizpalast – Leonhard Schmid: Er kennt jeden Winkel des Münchner Justizpalastes. Der langjährige Leiter der Justizwachtmeisterei des Landgerichts München I führte über Jahrzehnte Besuchergruppen durch das Haus und klärte sie mit fundiertem Fachwissen über die Besonderheiten auf. In der Justiz galt er als hochgeschätzter und zupackender Kollege für alle Fälle.

(c) StMJ, 19.06.2024

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