Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus Hessen (ZET-HE) – hat gegen eine 38-jährige deutsche Staatsangehörige wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland sowie zweier Kriegsverbrechen gegen das Eigentum Anklage bei dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main erhoben.
Nach dem Ergebnis der Ermittlungen soll sich die Angeschuldigte ab dem Jahr 2009 radikalisiert und in den folgenden Jahren mit der Ideologie des sogenannten Islamischen Staates (IS) vertraut gemacht haben. Im Jahr 2014 soll sie einen Kämpfer der Organisation in einem sozialen Netzwerk kennen gelernt haben, mit dem sie auf dem Gebiet des IS nach islamischen Grundsätzen zusammenleben wollte. Zu diesem Zweck reiste die Angeschuldigte – so der Anklagevorwurf – am 03.07.2014 über die Türkei nach Syrien in die Stadt Raqqa, wo die Eheschließung nach islamischem Ritus erfolgte.
In den folgenden Jahren soll die Angeschuldigte ihrem Ehemann, der nach einer militärischen Ausbildung für den IS an Kampfhandlungen beteiligt und als Kommunikationsspion in einem „IS-Fernmeldeamt“ beschäftigt gewesen sein soll, zu dessen jeweiligen Einsatzorten gefolgt sein und durch die Führung des Haushalts und die Erziehung der gemeinsamen Kinder dessen Tätigkeit für den IS ermöglicht haben. In einem sozialen Netzwerk soll sie im August 2014 einen Beitrag veröffentlicht haben, um heiratswillige Frauen zur Ausreise aus Deutschland auf das Gebiet des IS zu bewegen. Im Gegenzug soll die Vereinigung
den Eheleuten eine monatliche Alimentation zugewendet haben.
Auf dem IS-Gebiet sollen die Eheleute von Mai 2015 bis Januar 2017 nacheinander zwei von der Vereinigung zugewiesene Unterkünfte in der Stadt Tal Afar im Irak besetzt haben, deren rechtmäßige Bewohner vor den herannahenden Truppen des IS geflohen waren.
Im Juni 2017 wurde die Angeschuldigte von Einheiten der kurdischen Volksverteidigung festgenommen und in ein Gefangenenlager verbracht. Von dort wurde sie am 05.10.2022 nach Deutschland zurückgeführt und nach ihrer Landung am Frankfurter Flughafen in der Nacht zum 06.10.2022 festgenommen. Sie befindet sich seither in Untersuchungshaft.
Quelle: Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, Pressemitteilung vom 6. April 2023