Der Deutsche Anwaltverein (DAV) hat den Maria-Otto-Preis 2022 an Dr. Margarete Gräfin von Galen verliehen. Die in Berlin tätige Rechtsanwältin hat sich in vielfältiger Weise für die Anwaltschaft und den Rechtsstaat eingesetzt. In so mancher Position war sie als Anwältin Pionierin. Die Laudatio hielt Renate Künast.
Zum achten Mal hat der DAV heute den Maria-Otto-Preis verliehen: Diesjährige Preisträgerin ist Rechtsanwältin Dr. Margarete Gräfin von Galen. Benannt ist der Preis nach der Rechtsanwältin Dr. Maria Otto, die 1922 – vor 100 Jahren – als erste Anwältin in Deutschland zugelassen wurde. „In diesem Jubiläumsjahr freuen wir uns, mit Dr. Margarete Gräfin von Galen eine Kollegin ehren zu dürfen, die sich neben ihrer erfolgreichen Arbeit als Strafverteidigerin mit vielfältigem ehrenamtlichen Engagement für Anwaltschaft und Rechtsstaat eingesetzt hat und einsetzt, ob von 2004 bis 2009 als erste Frau an der Spitze der Berliner Rechtsanwaltskammer oder im Jahr 2021 als erste deutsche Frau an der Spitze des Rates der Europäischen Anwaltschaften“, so DAV-Präsidentin Edith Kindermann.
Laudatorin Renate Künast betont: „Margarete von Galen hat Maßstäbe gesetzt in der anwaltlichen Vertretung, die sie mit scharfem analytischem Verstand und stets über den einzelnen Fall hinaus betrieben hat.“
Die Juristin hat sich immer wieder für spezielle frauenspezifische Themen engagiert. Schon in den 90er Jahren veröffentlichte sie verschiedene Fachbeiträge zum Thema Frauen als politisch Verfolgte. Im Jahr 2000 erstritt sie vor dem Berliner Verwaltungsgericht das polarisierende Urteil, dass Prostitution nicht als sittenwidrig einzustufen sei. Damit hatte von Galen großen Anteil an der Entstigmatisierung von Sex-Arbeiterinnen. Dem Thema blieb sie verbunden: 2004 promovierte sie mit der Dissertation „Rechtsfragen der Prostitution. Das Prostitutionsgesetz und seine Auswirkungen“. „Dies war auch organisatorisch eine große Leistung: nämlich sich mitten im Berufsleben und mit Verantwortung für vier Kinder der Herausforderung einer Dissertation zu stellen“, hebt DAV-Präsidentin Kindermann hervor. Von Galen habe mehrfach unter Beweis gestellt, dass eine große Familie und eine beeindruckende Karriere als selbständige Rechtsanwältin und Streiterin für Recht und Gerechtigkeit miteinander zu vereinbaren sind.
Der Maria-Otto-Preis des DAV
Seit dem Jahr 2010 verleiht der Deutsche Anwaltverein den Maria-Otto-Preis an herausragende Rechtsanwältinnen, aber auch an Personen oder Organisationen, die sich in besonderem Maße um die Belange von Frauen in Beruf, Justiz, Politik und Gesellschaft verdient gemacht haben oder eine besondere Vorbildfunktion für Anwältinnen innehaben. Der Preis geht auf eine Initiative der DAV-Arbeitsgemeinschaft Anwältinnen zurück.
Quelle: Deutscher Anwaltverein e.V., Pressemitteilung vom 3. Mai 2022