Zum 1. September ist der bundesweite Durchschnittspreis für E5 im Vergleich zum 31. August von 1,85 auf 2,08 Euro/Liter, bei Diesel von 2,09 auf 2,18 Euro/Liter angestiegen. Seitdem sind die Durchschnittspreise nur geringfügig gesunken: Am 7. September lag E5 bei 2,06 und Diesel bei 2,17 Euro/Liter.
Im Vergleich zu dem Mehrbetrag durch den Wegfall der Steuersenkung (E5: 35 Cent, Diesel: 17 Cent) ist der Preissprung Anfang September (E5: 23 Cent, Diesel: 9 Cent) geringer ausgefallen. Auch im Vergleich zur durchschnittlichen Preissenkung nach Einführung des Tankrabatts zum 1. Juni(E5: 27 Cent; Diesel: 11 Cent) war der jetzige Anstieg der Preise etwas geringer.
Preisschwankungen im Laufe eines Tages
Die Kraftstoffpreise schwanken im Laufe eines Tages sehr stark. In der gleichen Stadt oder Region sind Preisunterschiede von mehr als 20 Cent/Liter zu verzeichnen. An ein und derselben Tankstelle kommt es im Tagesverlauf zu Preisschwankungen von bis zu 13 Cent/Liter, wobei Tanken am Abend günstiger ist.
Preisvergleiche zur Orientierung für die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten deshalb stets die jeweiligen Durchschnittspreise bzw. die jeweils gleichen Tankstellen und Zeiträume im Laufe eines Tages betrachten.
Nach wie vor hohe regionale Unterschiede
Darüber hinaus offenbart der Vergleich verschiedener Regionen ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle mit bis zu 27 Cent/Liter bei E5 bzw. 24 Cent/Liter bei Diesel höheren Preisen im Süden.
Relevante Faktoren für die Preisentwicklung
Außer der Höhe der Energiesteuer und der Entwicklung des Rohölpreises werden die Kraftstoffpreise von zahlreichen weiteren Faktoren beeinflusst.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Die Branche führt vor allem Knappheiten und Kostensteigerungen ins Feld. Es gibt bestimmte Umstände, wie zum Beispiel der Abbau von Raffineriekapazitäten während der Pandemie, der Wegfall von Importmengen aus Russland, technische Ausfälle von Raffinerien, die Transportprobleme in Folge des Niedrigwassers und der Wiederanstieg der Nachfrage, die man berücksichtigen muss. Knappheiten lassen Preise steigen. Das ist ein ökonomischer Grundsatz. Ob die Preisentwicklung und der nach wie vor große Abstand zu den Rohölpreisen dadurch hinreichend erklärt werden kann, dem gehen wir in unserer Untersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene nach. Wir wollen im Herbst erste Ergebnisse der Untersuchung vorlegen.“
Weitergabe des Tankrabatts
Vor diesem Hintergrund ist auch die Beantwortung der Frage, in welchem Ausmaß die Energiesteuersenkungen an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wurde, nicht durch einen isolierten Vergleich mit dem Preisniveau vor dem 1. Junimöglich. Verglichen werden muss vielmehr der tatsächliche Preis mit dem Preis, der sich (vermutlich) ohne die Senkung der Energiesteuer ergeben hätte. Die Ermittlung eines solchen hypothetischen Vergleichspreises ist jedoch sehr komplex.
Andreas Mundt: „Mehrere wissenschaftliche Studien zu dieser Frage haben auf die Entwicklung der Preise in Frankreich zurückgegriffen. Die Studien deuten darauf hin, dass die Energiesteuersenkung durchaus in erheblichem Umfang weitergegeben wurde. Wir stellen hierzu auch eigene Berechnungen an. Ein solcher Ländervergleich liefert durchaus hilfreiche Hinweise, kann aber die unterschiedlichen Wettbewerbssituationen in den beiden Ländern nicht abschließend bewerten.“
Sektoruntersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene
Im April hatte das Bundeskartellamt aufgrund der zunehmenden Entkopplung der Tankstellenpreise bzw. Raffinerieabgabepreise von dem Rohölpreis eine Sektoruntersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene eingeleitet. Die entsprechenden Preisentwicklungen waren auch in den vergangenen Wochen zu beobachten. Im Rahmen der Sektoruntersuchung wurden bereits alle relevanten Raffinerien umfassend befragt. Derzeit werden die Auskünfte mit Blick auf die Markt- und Kostenstrukturen und tatsächlichen Gewinnmargen ausgewertet. Im Herbst soll ein Zwischenbericht erscheinen.
Quelle: Bundeskartellamt, Pressemitteilung vom 8. September 2022