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Im Wahlkampf stehen Wirtschaft, Sicherheit und Migration statt Klimaschutz im Vordergrund. Kein Zufall, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Die politischen Prioritäten haben sich stark verschoben.
Der Klimaschutz spielt für die Wahlentscheidung der Deutschen eine geringere Rolle als noch 2021. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Nur noch 25 Prozent der Befragten zählen ihn zu den drei wichtigsten Themen.
Inflation, Konjunktur, Migration sowie innere und äußere Sicherheit haben den Klimaschutz in der Priorität der Wähler verdrängt. Besonders gering ist das Interesse an Klimaschutz unter den Anhängern von AfD (5 Prozent), BSW (13 Prozent) und FDP (14 Prozent). Bei SPD und Linken liegt der Anteil bei rund einem Drittel. Eine Ausnahme bleiben die Grünen: Für drei Viertel ihrer Wähler bleibt das Klima eines der Top-3-Themen.
Verantwortung wird an andere delegiert
Gerade in der Wirtschaftskrise sinkt die Bereitschaft, die Zumutungen der Klimapolitik hinzunehmen. Den Wegfall von Industriearbeitsplätzen für den Klimaschutz finden vor der anstehenden Wahl nur noch 31 Prozent akzeptabel; 2021 waren es noch 44 Prozent. Besonders sensibel sind in dieser Frage Anhänger der politischen Ränder (akzeptabel: BSW 18 Prozent; AfD 12 Prozent).
Die Mehrheit der Deutschen sieht vor allem Wirtschaft (65 Prozent), Staat (57 Prozent) und andere Bürger (56 Prozent) in der Pflicht, mehr für den Klimaschutz zu tun. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 ist der Anteil derjenigen, die die Verantwortung bei Wirtschaft, Staat oder Mitbürgern sehen, um 15 Prozentpunkte zurückgegangen.
Immer weniger sehen sich selbst in der Pflicht
Auch der moralische Druck, selbst aktiv zu werden, ist im Vergleich zur Wahl 2021 rückläufig. Dennoch ist immer noch jeder zweite Grünen-Wähler überzeugt, selbst zu wenig zu machen. Bei den Anhängern von BSW, FDP und AfD vertritt diese Ansicht nur jeder vierte Wähler.
„In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit verliert der Klimaschutz an Dringlichkeit – ganz besonders an den politischen Rändern“, sagt Matthias Diermeier. „Die nächste Bundesregierung wird vor der Herausforderung stehen, Klimaschutz und wirtschaftliche Stabilität miteinander zu verbinden“, stellt Adriana Neligan fest.
Zur Methodik: Die Auswertungen basieren auf der IW-Personenbefragung im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft. Über das Online-Access-Panel von Bilendi&respondi wurden 3.267 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland im Rahmen einer Mehrthemen-Umfrage online zwischen dem 10. und 18. Dezember 2024 befragt. Die Befragung ist quotenrepräsentativ in den Merkmalen Einkommen, Wohnort nach Bundesland und Geschlecht/Alter.
IW, 17.02.2025