Rund 80.000 syrische Fachkräfte arbeiten in Berufen, in denen es nicht genügend Bewerber gibt, etwa in der Krankenpflege, Kraftfahrzeugtechnik oder Bauelektrik, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Sie tragen wesentlich dazu bei, die Fachkräftelücke auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verringern.

Seit dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien ist eine intensive Diskussion über die mögliche Rückkehr der knapp eine Million in Deutschland lebenden Syrer entbrannt. Viele von ihnen sind mittlerweile fester Bestandteil des deutschen Arbeitsmarkts. Nahezu 80.000 syrische Fachkräfte arbeiten in sogenannten Engpassberufen, also in Bereichen, in denen Stellen besonders schwer zu besetzen sind, weil es nicht genügend qualifizierte Fachkräfte gibt.

Viele Syrer arbeiten im Gesundheitswesen
Allein in der Gesundheits- und Krankenpflege sind 2.157 syrische Fachkräfte beschäftigt. Hier bleiben derzeit mehr als sieben von zehn Stellen offen, weil Fachkräfte fehlen. Insgesamt waren rund 5.300 Syrer als Ärzte angestellt – eine Rückkehr in ihr Herkunftsland würde den Fachkräftemangel in der medizinischen Versorgung in Krankenhäusern und Arztpraxen deutlich verschärfen.

Als Kfz-Mechatroniker waren zwischen Juni 2023 und Mai 2024 durchschnittlich über 4.000 Syrerinnen und Syrer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In diesem Bereich fehlten gleichzeitig mehr als 16.000 Fachkräfte – fast sieben von zehn offenen Stellen konnten rechnerisch nicht besetzt werden. Auch in Berufen, die dringend gebraucht werden, um den Klimawandel zu gestalten, arbeiteten viele Syrer: Dazu zählen beispielsweise die Bauelektrik, die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder der Metallbau. Hier ist der Bedarf groß: So blieben in der Bauelektrik zuletzt acht von zehn offenen Stellen unbesetzt, bundesweit fehlten mehr als 18.000 Fachkräfte.

Mit einem Durchschnittsalter von nur rund 26 Jahren tragen die in Deutschland lebenden Syrer dazu bei, den auch demografisch bedingten Fachkräftemangel in Deutschland künftig abzufedern. Viele junge Syrer beginnen eine Ausbildung – bereits 2019 stellten sie die größte Gruppe unter den nicht-deutschen Auszubildenden.

Bleibeperspektiven schaffen
„Erwerbstätige Syrer sind eine Stütze für den deutschen Arbeitsmarkt“, sagt IW-Experte Fabian Semsarha. „Umso wichtiger ist es, dass sie eine langfristige verlässliche Bleibeperspektive bekommen.“ Klare politische Rahmenbedingungen seien notwendig, um sowohl Unternehmen als auch den Beschäftigten langfristige Planungssicherheit zu gewährleisten.

IW, 18.12.2024

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