Die Sicherstellung von Kunstgegenständen oder Kulturgütern ist für die Kunstfahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) grundsätzlich nichts Ungewöhnliches.
Liegt der „Tatort“, also der Ort, an welchem diese Gegenstände abhandengekommen sind, allerdings hinter den Mauern des kleinsten Staates der Welt, dem Vatikan, ist das auch für das BLKA etwas ganz Besonderes. Hier befindet sich der deutsche Friedhof der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes beim Campo Santo der Deutschen und Flamen aus dem 14. Jahrhundert.
Im März 2024 wandte sich der Camerlengo der Erzbruderschaft, Herr Franco Reale, an das BLKA und teilte mit, dass bei einer Kunstauktion im Düsseldorfer Auktionshaus Hargesheimer Objekte gehandelt werden, welche aus der Sammlung des Campo Santo Teutonico stammen.
Diese Objekte galten seit den 1960er Jahren als verschollen.
Jetzt, über 60 Jahre später, tauchten die beiden Artefakte, ein antikes römisches Steinfragment mit lateinischer Inschrift aus dem 1. Jh. n. Chr. und eine Schautafel mit eingelassenen römischen Relieffragmenten aus dem 1. Jh. n. Chr. überraschend wieder auf.
Das Auktionshaus erklärte sich nach einer Kontaktaufnahme durch die Kunstfahndung des BLKA umgehend bereit, diese beiden Objekte ohne weitere Rechtsansprüche an den Campo Santo Teutonico zurückzugeben.
Der Einlieferer wurde durch die Hargesheimer GmbH auf eigene Kosten hinaus finanziell entschädigt.
Ein strafbares Handeln des Einlieferers lag nicht vor. Er konnte glaubhaft darlegen, dass er zwischenzeitlich rechtmäßig Eigentum an dem Steinfragment und der Schautafel erworben hatte.
Im weiteren Verlauf wurden die beiden Artefakte durch die Kunstfahndung des BLKA in Verwahrung genommen und die Rückführung an die Erzbruderschaft vorbereitet.
Heute konnten der Präsident des BLKA, Herr Norbert Radmacher und der Leiter der Kunstfahndung im BLKA, Herr Erster Kriminalhauptkommissar Christian Klein, die Artefakte persönlich an den Campo Santo im Vatikan übergeben.
Der Kustos (Kurator) der Erzbruderschaft für Kunst und Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Herr Mons. Prof. Dr. Stefan Heid und der Camerlengo bedankten sich im Namen der Erzbruderschaft für die unkomplizierte Abwicklung und Heimkehr der seltenen und als verloren geglaubten Kunstobjekte.
Polizeipräsident Norbert Radmacher bedankte sich für das Vertrauen und die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten an diesem doch etwas ungewöhnlichen Fall.
LKA Bayern, 02.12.2024