Die Alternative für Deutschland (AfD) hat gute Chancen, bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September stärkste Partei zu werden. Entgegen dieser Stimmung erkennen auch ostdeutsche Unternehmen im Erstarken der rechtspopulistischen Partei vor allem Risiken. Große Unterschiede bestehen hingegen bei der öffentlichen Positionierung gegen die Partei.

Auch die ostdeutschen Unternehmen verbinden laut einer IW-Befragung mit der AfD vor allem Risiken. Als größte Sorge nennen die Unternehmen hier – wie in Westdeutschland – die Frage nach dem Bestand der EU und des Euros. Fast 60 Prozent der Unternehmen erkennen hier ein Risko. Im Westen, wo es deutlich weniger „teils-teils“-Antworten gibt, sind es demgegenüber fast 80 Prozent.

Selbst im Osten beträgt der Anteil an Unternehmen, die mit dem langfristigen Erstarken der AfD in den verschiedenen abgefragten ökonomischen Aspekten Chancen verbinden, maximal rund 13 Prozent. Zudem halten trotz der weitestgehend wirtschaftsliberalen Programmatik der Partei gerade einmal 29 Prozent der ostdeutschen Unternehmen einzelne AfD-Positionen für sinnvoll oder grundsätzlich vertretbar – im Vergleich zu 22 Prozent im Westen. „In Anbetracht der deutlich besseren Wahl- und Umfrageergebnisse und der kleinteiligeren Unternehmensstruktur in Ostdeutschland waren wir überrascht, dass die Risikobewertung der AfD beinahe so negativ ausfällt wie in Westdeutschland“, ordnet IW-Studienautor Matthias Diermeier die Ergebnisse ein.

Kaum Unterstützer unter ostdeutschen Unternehmen
Als eindeutige Unterstützer der rechtspopulistischen Partei lassen sich in Ost wie West nicht einmal fünf Prozent der Unternehmen einordnen. Demgegenüber erhebt jedes zweite westdeutsche und 29 Prozent der ostdeutschen Unternehmen öffentlich die Stimme gegen die Partei. Hinzu kommen weitere 15 Prozent im Westen und 19 Prozent im Osten, die sich intern gegen die Partei aussprechen. Einen Grund für die weniger häufige Positionierung von ostdeutschen Unternehmen findet sich insbesondere in der weitverbreiteten Enttäuschung mit den etablierten Parteien.

Zur Methodik: Für die Studie haben die Wissenschaftler im März und April dieses Jahres rund 900 Unternehmen im Rahmen des IW-Zukunftspanels befragt, darunter waren Geschäftsführer, Vorstände oder Leiter von Strategieabteilungen in Industrieunternehmen oder Unternehmen aus industrienahen Dienstleistungen. Die Befragung wurde zur Hälfte vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) finanziert. Die Ergebnisse der Befragung wurden in der Reihe Discussion Papers des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) veröffentlicht.

(c) IW, 17.08.2024

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