Trotz Millioneninvestitionen bleibt die deutsche Medaillenbilanz bei den Olympischen Sommerspielen in Paris ernüchternd. IW-Berechnungen zeigen jetzt: Pro gewonnene Medaille hat der Bund fast doppelt so viel an Zuschüssen an die Sportverbände ausgezahlt als noch vor acht Jahren in Rio.
Die olympischen Spiele von Paris sind vorbei – mit ernüchternden Ergebnissen für Deutschland. Mit 12 Goldmedaillen, 13 Silbermedaillen und 8 Bronzemedaillen landete das deutsche Team auf Rang zehn im Medaillenspiegel. Es ist das schlechteste Abschneiden der deutschen Mannschaft seit der Wiedervereinigung.
Schon bei den vorangegangenen Spielen in Tokio hatte Deutschland nur den neunten Rang erreicht. Dennoch stiegen die Fördergelder des Bundes an die Sportfachverbände kräftig an. In den vergangenen zehn Jahren hat der Bund zunehmend mehr ausgegeben, die Ausgaben für Spitzensportförderung stiegen inflationsbereinigt von 44 Millionen Euro auf knapp 60 Millionen Euro. Der Erfolg ist überschaubar: 2016 in Rio de Janeiro hatte der Bund pro gewonnene Medaille noch rund 2,2 Millionen Euro Fördergelder an die Sportverbände gezahlt. Bei den Spielen von Tokio stieg die Summe auf 3,2 Millionen Euro pro Medaille. In Paris waren es 3,7 Millionen Euro.
Zu viel Bürokratie
Über ein komplexes, bürokratisches System entscheidet der Bund, wie die Fördergelder verteilt werden. Auch die Sportverbände sitzen mit am Tisch. Die Endabrechnung der olympischen Spiele zeigt, wie sehr die Sportförderung ihr Ziel verfehlt: Wegen der unzureichenden Zentralisierung sitzen zu viele Akteure am Tisch, statt die Ressourcen gezielt auf erfolgsversprechende Disziplinen zu konzentrieren, wird das Geld breit gestreut. Der Deutsche Leichtathletikverband bekam so zwischen 2021 und 2023 mit über 30 Millionen Euro so viel Geld wie kein anderer Verband – und gewann in Paris gerade einmal vier Medaillen. Auch die Nachwuchsförderung misslingt: Die deutschen Sportschulen haben immer weniger Bewerber.
Deutschland verkauft sich unter Wert
„Die deutsche Sportförderung ist ineffizient und verfehlt ihr Ziel, den Spitzensport nachhaltig zu stärken“, sagt IW-Ökonomin Melinda Fremerey. Als größte Volkswirtschaft und bevölkerungsreichstes Land Europas verkaufe sich Deutschland unter Wert. „Die Sportförderung leidet unter derselben Krankheit, die auch die Wirtschaft belastet: Zu oft verschlechtert Bürokratie die Zielgenauigkeit staatlicher Maßnahmen“, sagt Mitautor Simon Gerards Iglesias.
Zur Methodik: Für die Berechnung der Bundeszuwendungen pro Medaille haben die Sportler die Fördersummen für die Sportverbände im Dreijahreszeitraum anteilig mit der gewichteten Anzahl der Medaillenanzahl verrechnet. Die Gewichtung der Medaillen orientiert sich an den diesjährigen Preisgeldern pro Medaille (20.000 Euro für Gold, 15.000 Euro für Silber, 10.000 Euro für Bronze).
(c) IW, 13.08.2024