Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst will eine Bewerbung um die Kanzlerkandidatur der Union weiter nicht ausschließen: „Ich glaube, da ist die Frage offen, sonst hätten wir es ja entschieden. Und solange es nicht entschieden ist, ist das offen“, sagte Wüst in der vom WDR produzierten ARD-Sendung „Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Hendrik Wüst“, die am Montag, den 10. Juni 2024, um 22.50 Uhr im Ersten und online first ab 18 Uhr in der ARD Mediathek zu sehen ist.
„Alle Ministerpräsidenten haben die Regierungserfahrung und auch die Fähigkeit zur Kanzlerkandidatur“, sagte Wüst. Er sehe aktuell „eher fünf als zehn“ potenzielle Unions- Kanzlerkandidaten. Laut aktuellem ARD-Deutschlandtrend sehen gut ein Drittel der Deutschen (34 Prozent) in Wüst einen guten Kanzlerkandidaten, er liegt damit gleichauf mit CSU-Chef Markus Söder und noch vor dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz (26 Prozent). „Ich sehe das auch ein bisschen als Bestätigung der Arbeit hier“, sagte der NRW-Ministerpräsident.
Die Entscheidung um den richtigen Kanzlerkandidaten werde die Union im Herbst treffen. „Die beiden Parteivorsitzenden werden darüber sprechen, und wer immer es wird, muss ja die gesamte Partei hinter sich bringen. Deswegen sollten auch die Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten bei der Entscheidung eine Rolle spielen“, betonte Wüst. Wüst berichtete von einer „Aussprache zwischen ihm und Merz, nachdem es vor einem Jahr zu einer größeren Verstimmung gekommen sei. Diese sei „freundschaftlich“ verlaufen“, als der erste Dampf mal weg war“. Merz habe ihm offen erzählt, was ihn geärgert habe. „Und ich habe ihm auch meine Sachen gesagt, die mir nicht gefallen haben. Und dann war es auch okay.“ Auf die Frage, ob er eigentlich gerne Bundeskanzler wäre, antwortete Wüst: „Ich bin gerade gerne Ministerpräsident.“
Wüst: Mit Taliban sprechen, um islamistische Gewalttäter abzuschieben
Wüst äußerte sich auch in der Debatte um Abschiebungen von islamistischen Gewaltverbrechern in nicht-sichere Drittstaaten. Es wäre zwar gut und richtig, wenn deutsche Gerichte etwa den mutmaßlichen Polizistenmörder von Mannheim hart bestrafen würden. „Aber wenn wir ihn abschieben könnten, wäre das, glaube ich, die bessere Variante“, sagte Wüst.
Auf die Frage, ob ein solcher abgeschobener Attentäter in Afghanistan möglicherweise von den Taliban noch für seine Tat gefeiert werden könnte, antwortete Wüst: „Ja, aber wir sind ihn los. Und das ist auch ein Wert an sich.“ Natürlich seien solche Abschiebungen nach Afghanistan „politisch nicht so einfach“, schließlich unterhalte die Bundesregierung keine offiziellen Kontakte zur Taliban. Das sei „echt ein Dilemma“, da müsse man abwägen. „Im Ergebnis würde ich sagen ,dann muss unser Außenministerium mit den Taliban sprechen und dafür sorgen, dass sie solche Leute dann zurücknehmen“, so Wüst in der ARD-Sendung.
„Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Hendrik Wüst“: am Montag, den 10. Juni 2024, um 22.50 Uhr im Ersten und online first ab 18 Uhr Uhr in der ARD Mediathek.
(c) WDR, 09.06.2024