Driften junge Menschen in Prozesse der Radikalisierung ab, ist ein frühes Gegensteuern besonders wichtig. Aus diesem Grund hat Niedersachsen das Programm „Blickwechsel“ im Jahr 2019 nach Niedersachsen geholt. Jetzt wird das Training an mehreren Standorten in Niedersachsen angeboten. In insgesamt fünf Städten wurden Trainerinnen und Trainern ausgebildet, die nun damit beginnen, das bundesweit erprobte Programm für sich radikalisierende Personen zwischen 13 und 25 Jahren durchzuführen.
Justizministerin Barbara Havliza: „Ich freue mich, dass wir das Training in Niedersachsen anbieten können. Wir brauchen in der Prävention wirksame Instrumente, um junge Menschen vor einem Einstieg in die extremistische Szene zu bewahren oder sie bei einem Ausstieg zu unterstützen. Das Training „Blickwechsel“ ist eine wichtige Ergänzung zu unseren bestehenden Angeboten, weil es Radikalisierungsprozesse schon sehr früh unterbrechen kann.“
Das „Blickwechsel“-Training beruht auf der vielfach belegten Annahme, dass sich Menschen weniger aus ideologischen, sondern aus persönlich-biographischen Gründen radikalen oder extremistischen Gruppen anschließen. Diese inneren Motive stehen deshalb im Zentrum des Präventionsansatzes.
In den 40-stündigen Einzeltrainings werden die psychosoziale Fähigkeiten der Betroffenen gestärkt und weiterentwickelt, zum Beispiel Empathie, Antizipation, Frustrationstoleranz, Affektwahrnehmung und -kontrolle oder differenziertes moralisches Urteilen. Sind diese Kompetenzen nur eingeschränkt entwickelt, so ist dies ein Risikofaktor für eine Radikalisierung. Sind sie dagegen gut ausgeprägt, dienen sie umgekehrt als Schutzfaktoren gegen extremistische Einflüsse.
Das „Blickwechsel“-Training wird von dafür qualifizierten pädagogischen Fachkräften durchgeführt und für alle Extremismusformen angeboten. Geeignete Personen können von Jugendgerichten und Jugendstaatsanwaltschaften, von der Bewährungshilfe oder durch pädagogische Fachkräfte, z.B. aus Jugendämtern und der Schulpsychologie, zugewiesen werden. Die Trainerinnen und Trainer stehen ab März an den Standorten Hannover, Hildesheim, Wolfsburg, Gifhorn, Rotenburg/Wümme und dem jeweiligen Umland zur Verfügung.
Hintergrund
Die Einführung des Programms in Niedersachsen wird im Rahmen des Landesprogramms für Demokratie und Menschenrechte vom Landespräventionsrat im Niedersächsischen Justizministerium gefördert. Das Blickwechseltraining wurde von der Denkzeit-Gesellschaft entwickelt. Die Denkzeit-Gesellschaft ist seit 2003 als anerkannter freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit sozialkognitiven Einzeltrainingsprogrammen für delinquente und deviante junge Menschen im Bereich der Gewaltprävention bundesweit bekannt. Sie konzipiert und entwickelt wissenschaftlich begründete Programme und bildet interessierte Kolleginnen und Kollegen vor allem aus Jugendhilfe, Justiz und Bildung weiter.
Quelle: Niedersächsisches Justizministerium, Pressemitteilung vom 6. April 2022