Nach jahrelanger Talfahrt sind die polizeilich registrierten Straftaten in Brandenburg im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Insgesamt wurden 186.242 Straftaten gezählt. Damit liegt die Kriminalität im Land um 9,4 Prozentpunkte bzw. um 16.038 Fälle höher als noch im Jahr 2022. Die Aufklärungsquote konnte im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent erhöht werden. Das ist die höchste Anzahl aufgeklärter Straftaten der vergangenen 15 Jahre. Innenminister Michael Stübgen und Polizeipräsident Oliver Stepien stellten die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2023 heute in Potsdam vor.

Innenminister Michael Stübgen: „Die Zunahme der registrierten Straftaten spiegelt im Kleinen die tiefgreifenden Veränderungen und globalen Umbrüche wider, die im Großen vorgehen. Erneut sind ausländerrechtliche Verstöße ein prägender Faktor für die steigenden Zahlen im Brandenburger Kriminalitätsgeschehen. Erfreulich ist, dass die Aufklärungsquote den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht hat. Das ist der herausragenden Arbeit unserer Brandenburger Polizei zu verdanken. Diese positive Nachricht darf aber nicht über eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft hinwegtäuschen. Insbesondere bei Straftaten gegen die Person, also Gewaltkriminalität, müssen wir in 2023 einen Anstieg verzeichnen. Bei Gewalt gibt es kein Pardon – egal gegen wen sie sich richtet oder wo sie stattfindet. Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Pflicht und Aufgabe, entschieden gegen jegliche Formen von Gewalt einzustehen und nicht die Augen zu verschließen.“

Polizeipräsident Oliver Stepien: „Die wirtschaftlichen Herausforderungen für jede Einzelne und jeden Einzelnen sowie soziale Unsicherheiten haben ein komplexes Gefüge geschaffen, das vermutlich auch zu einem Anstieg von Straftaten beigetragen hat. Insbesondere bei den Diebstahlsdelikten verzeichneten wir im letzten Jahr einen starken Anstieg um 10,4 Prozent. Damit war fast jede dritte Straftat, die in Brandenburg begangen wurde, ein Diebstahlsdelikt. Nach der kompletten Aufhebung von Corona-bedingten Einschränkungen sind die Menschen wieder mobil geworden und fanden sich in Alltagssituationen wieder, die mehr als früher auch durch wirtschaftliche Herausforderungen und soziale Unsicherheiten geprägt waren. All dies führte mutmaßlich zu mehr Tatgelegenheiten und Tatentschlüssen sowie zwischenmenschlichen Konflikten, die sich dann leider auch in der gestiegenen Zahl der Gewaltdelikte widerspiegeln. Eine positive Entwicklung sehe ich bei unserer Aufklärungsquote insgesamt. Sie ist die höchste seit über zehn Jahren. Ein großer Dank geht an meine Kolleginnen und Kollegen, die diese Erfolge durch ihre hohe Einsatzbereitschaft und ihre Ermittlungsarbeit erst ermöglicht haben. Und das trotz einer weiterhin wachsenden Zahl an Anfeindungen und Angriffen, die für sich eine zutiefst besorgniserregende und völlig inakzeptable Entwicklung darstellen.“

Besondere Entwicklungen im Detail

Der Anstieg der 2023 erfassten Straftaten um 9,4 Prozent auf 186.242 Fälle (2022: 170.204) wird deutlich durch die erneute Zunahme der Straftaten gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz bestimmt. Die Anzahl dieser Straftaten stieg wieder um mehr als ein Viertel, nachdem sich die Anzahl von 2021 auf 2022 nahezu verdoppelte (2023: 19.015; 2022: 14.941; 2021: 7.681).

Diebstahlsdelikte machen weiterhin den größten Anteil – rund ein Drittel – an der Gesamtkriminalität aus. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 5.519 Fälle mehr (2023: 58.737; 2022: 53.218). Maßgeblicher Treiber für den Anstieg ist der Ladendiebstahl, wo es 28,9 Prozent mehr Fälle gab.

Im Bereich Gewaltkriminalität wurde mit 5.499 Fällen der höchste Stand der vergangenen 15 Jahre verzeichnet. Die erfassten Fälle sind insgesamt um 17,4 % (2022: 4.685 Fälle) gestiegen. Maßgeblich wird Gewaltkriminalität durch Fälle der gefährlichen und schweren Körperverletzungen geprägt (2023: 69,8 % bzw. 3.837 Fälle; 2022: 72,1 % bzw. 3.379 Fälle). Hier ist ein Anstieg der registrierten Straftaten 13,6 Prozentpunkte festzustellen. Der Anteil der Gewaltkriminalität an den Straftaten gesamt lag bei 3 % (2022: 2,8 %).

Zu dem Bereich der Gewaltkriminalität zählen auch Delikte wie Vergewaltigung (2023: 314 Fälle; 2022: 272 Fälle), sowie versuchter Mord (2023: 9 Fälle; 2022: 9 Fälle) und Mord (2023: 2 Fälle; 2022: 2 Fälle) sowie versuchter Totschlag (2023: 27 Fälle; 2022: 22 Fälle) und Totschlag (2023: 12 Fälle; 2022: 7 Fälle).

In Brandenburg wurden vergangenes Jahr insgesamt 6.325 Straftaten im Zusammenhang mit Häuslicher Gewalt in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert. Im Vergleich zu 2022 ist es ein Anstieg um 472 Fälle.

5.394 Tatverdächtige wurden ermittelt, davon war der Hauptanteil männlich (74,9 %). Wie schon in den vergangenen Jahren waren weibliche Opfer am häufigsten von häuslicher Gewalt betroffen. Von den insgesamt 6.673 Opfern (2022: 6.129) waren 69,5 % (2022: 70,0 %) weiblichen und 30,5 % (2022: 30,0 %) männlichen Geschlechts.

In 2023 wurden 1.359 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte registriert. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 90 Fälle bzw. 7,1 % mehr. Dabei wurden 2.786 Polizeibeamte als Opfer registriert, 372 mehr als im Vorjahr.

Hintergrund

Erstmals wird das Landeskriminalamt Brandenburg einen Bericht zur Polizeilichen Kriminalstatistik herausgeben. Die PKS ist eine sogenannte Ausgangsstatistik. Das bedeutet, dass in ihr der Polizei bekannt gewordenen und durch sie endbearbeiteten Straftaten, einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche und der vom Zoll bearbeiteten Rauschgiftdelikte, abgebildet werden und eine statistische Erfassung erst bei Abgabe an die Staatsanwaltschaft erfolgt. 

Der Bericht ist abrufbar unter https://mik.brandenburg.de/PKS_Bericht_2023.pdf.

(c) IM Brandenburg, 13.03.2024

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