Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sinkt im Februar deutlich: Mit nun 83,2 Punkten – nach 91,2 Punkten im Januar – liegt der Barometerwert wieder sehr deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft ist, schwinden die Hoffnungen auf ein kleines Plus im Auftaktquartal 2024. Das DIW-Konjunkturbarometer deutet nun darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung auch im laufenden Vierteljahr leicht schrumpfen wird. „Die deutsche Wirtschaft tut sich schwer damit, einen Weg aus dem Konjunkturtief zu finden“, sagt Timm Bönke, Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW Berlin. „Sie kämpft weiterhin mit den Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine, den höheren Zinsen, unklaren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie der nur moderat zulegenden Weltwirtschaft. Auch das Erstarken populistischer und extremer Parteien trägt nicht dazu bei, dass die Unternehmen hierzulande zuversichtlicher in die Zukunft blicken können“, so Bönke.
Vor allem die Industrie wartet weiter auf den Aufschwung. Bei der Industrieproduktion ist kein Ende der Schwächephase in Sicht; die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe gingen im Februar wieder etwas zurück und auch bei den Auftragseingängen deutet sich keine Erholung an. Die Nachfrage aus dem In- und Ausland stottert, vor allem wenn man die Großaufträge ausklammert. „Die hohen Energiepreise und die verhaltene Weltkonjunktur lasten weiterhin auf der deutschen Industrie,“ sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Dazu kommt die wirtschaftspolitische Unsicherheit, die zunehmend Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland weckt und die Investitionsfreude dämpft.“
Bei den Dienstleistungen ist die Lage wie schon in den vergangenen Monaten etwas besser, bleibt aber ebenfalls eingetrübt. Die Umsätze im Einzelhandel schwächeln; der schrittweise Rückgang der Inflation und die steigenden Nominallöhne haben die Kauflaune der Menschen bis jetzt kaum verbessert. Das Konsumklima ist seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine deutlich gedämpft. Auch die Lage am Arbeitsmarkt hat sich etwas abgekühlt, bleibt aber trotz der Konjunkturschwäche weiterhin gut.
„Deutschland ist seit der Energiepreiskrise nicht mehr das wirtschaftliche Zugpferd für Europa“, so DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. „Jahrelang haben wir hierzulande stark von der europäischen Integration und der Globalisierung profitiert. Neben hausgemachten Versäumnissen wie der Vernachlässigung der Infrastruktur schaden nun der Krieg in der Ukraine und die nur verhalten zulegende Weltwirtschaft den deutschen Unternehmen.“
Das nächste DIW-Konjunkturbarometer erscheint am Donnerstag, den 28. März 2024.
(c) DIW, 28.02.2024