Rund vier Jahre lebte der 59-jährige italienische Staatsangehörige mit seiner Familie in Bad Urach, ging als Angestellter einem Beruf nach und verhielt sich nach außen hin völlig unauffällig.
Die italienischen Behörden hingegen gehen davon aus, dass der Mann Mitglied der Ndrangheta – der kalabresischen Mafia – ist. Im Jahr 2000 soll er gemeinsam mit anderen Mafiosi einen Angehörigen eines rivalisierenden Ndrangheta-Clans in einer Kleinstadt in Kalabrien in einen Hinterhalt gelockt haben. Das Opfer wurde durch einen Kopfschuss getötet. Hintergrund dieser Tat soll den Ermittlungen zufolge eine Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Ndrangheta-Gruppierungen gewesen sein. Bei diesem Mord soll es sich um eine Racheaktion für ein anderes Tötungsdelikt gehandelt haben.
Am 22. August 2023 erließ das Gericht in Catanzaro einen europäischen Haftbefehl gegen den Mann. Daraufhin leitete die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart ein Auslieferungsverfahren ein und konnte am 28. August 2023 beim Oberlandesgericht Stuttgart einen Auslieferungshaftbefehl erwirken.
In den Morgenstunden des 30. August 2023 wurde der Beschuldigte durch Spezialkräfte der Polizei widerstandslos in seiner Wohnung festgenommen. Vorausgegangen waren umfassende Abstimmungen mit den italienischen Behörden, ebenso wie akribische verdeckte Ermittlungen der Spezialistinnen und Spezialisten des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, um den Aufenthalt des Gesuchten zu verifizieren.
„Es ist kein Geheimnis, dass in Baden-Württemberg Personen leben, die Bezüge zur Mafia haben oder gar ihr angehören. Für diese Kriminellen sind wir aber weder ein Aktionsraum, noch können sie sich nach Straftaten bei uns zurückziehen und ein scheinbar bürgerliches Leben führen. Diese Festnahme unterstreicht einmal mehr, dass wir die Aktivitäten der italienischen organisierten Kriminalität permanent im Fokus haben und ihre Machenschaften mit hohem Nachdruck verfolgen. Die zielgerichtete Bekämpfung der italienischen organisierten Kriminalität ist für uns ein zentrales Handlungsfeld, dem wir mit hohem Ressourceneinsatz zusammen mit den regionalen Polizeipräsidien und im engen Schulterschluss mit der Justiz sowie unseren nationalen und internationalen Partnern kontinuierlich nachkommen“, sagt Andreas Stenger, Präsident des LKA BW.
Der Beschuldigte befindet sich in Haft und wird voraussichtlich an die italienische Justiz ausgeliefert, wo ihn ein Prozess wegen vorsätzlicher Tötung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung nach Art der Mafia erwartet.
(c) LKA Baden-Württemberg, 30.08.2023