Die Ministerin für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz Jacqueline Bernhardt und der Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Dr. Till Backhaus haben gemeinsam die Justizvollzugsanstalt Neustrelitz besucht. Schwerpunkte des Termins waren Resozialisierungsprojekte in der Tierzucht und der Landwirtschaft.
Ministerin Jacqueline Bernhardt: „Ich bin jedes Mal begeistert über die Arbeit mit den Tieren hier in Neustrelitz. Gerade der Umgang mit Tieren ist für die jungen Gefangenen sehr hilfreich, denn sie übernehmen Verantwortung. Sie lernen, eigene Interessen dem Wohl des Tieres unterzuordnen. Sie können eine Beziehung zu den Tieren aufbauen und diese Bindung ist Basis für ein straffreies Leben in der Gemeinschaft nach der Haftentlassung. Resozialisierung ist das oberste Ziel des Justizvollzugs. Die Tierzucht ist dabei genauso wie der Garten- und Landschaftsbau seit mehr als 20 Jahren ein kreativer wie wichtiger Teil der Arbeit im Jugendstrafvollzug von Mecklenburg-Vorpommern.“
Minister Dr. Till Backhaus: „Ich besuche die JVA Neustrelitz heute zum ersten Mal. Es war mir ein Anliegen, zu sehen und zu erfahren, was die Mitarbeitenden, aber eben auch die Insassen hier seit vielen Jahren für eine wertvolle Arbeit leisten. In meiner Funktion als Agrarminister interessiert mich der Tierpflegebereich als ein Teil der Arbeitstherapie natürlich besonders. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Projekt einen großen Beitrag leisten kann, um Menschen, die durch welche Umstände auch immer, auf Abwege gekommen sind, wieder eine Perspektive zu geben. Das Tiere in diesem Zusammenhang wie Therapeuten wirken können, ist mittlerweile bewiesen. Deshalb wird die Arbeit mit Tieren auch in anderen Bereichen, wie der Pflege, eingesetzt. Für mich ist klar, wer mit Tieren und Pflanzen gut umgeht, der geht auch mit Menschen gut um. Der Umgang mit den Ziegen, Schafen und Schweinen gibt den Gefangenen ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und Verantwortung und steigert ihre Motivation und ihr Selbstwertgefühl. Er gibt ihnen die Möglichkeit, etwas Positives zu tun und einen konstruktiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, während sie ihre Haftstrafe absitzen. Die Beziehung zwischen den Häftlingen und den Tieren kann jedoch über das rein Funktionale hinausgehen. Jeder, der sich schon einmal intensiv um ein Tier gekümmert hat, weiß, dass hier eine sehr emotionale Verbindung entstehen kann, die für beide Seite bereichernd ist. Das kann Zuversicht geben, gerade in Lebensphasen, in denen es einem nicht besonders gut geht.“
Zum Hintergrund
In der Jugendanstalt als Teilanstalt der JVA Neustrelitz sind zurzeit rund 90 jugendliche und heranwachsende Strafgefangene inhaftiert. Hinzu kommen rund 100 erwachsene Gefangene in der Justizvollzugsanstalt Neustrelitz, die getrennt von den jugendlichen Gefangenen untergebracht sind. In der JVA Neustrelitz werden verschiedene Maßnahmen der Ausbildung und Therapie geboten. Ein Teil der Arbeitstherapie stellt seit 2002 der Tierpflegebereich dar. Die ersten Tiere waren damals Kaninchen. Die Zucht hat in den vergangenen Jahren europaweit mehrfach Meistertitel erringen können. Der Bestand innerhalb des Tierbereichs hat sich in den Jahren mehrfach verändert. Es wurden Hausschweine, Wollschweine, Hängebauchschweine, Pferde, Ziegen, Schafe und Hunde gehalten. Heute hat sich der Bereich auf gefährdete Rassen in der Zucht konzentriert: Minischweine, Jacobsschafe und Girgentana-Ziegen.
(c) JM Mecklenburg-Vorpommern, 16.08.2023