Die Münsteraner Rechtsanwältin Mechtild Düsing wurde beim Deutschen Anwaltstag 2023 mit der Hans-Dahs-Plakette ausgezeichnet. Die Plakette wird seit 1973 an Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte verliehen, die sich gleichermaßen um die Anwaltschaft und um ihre Verbindung zur Wissenschaft verdient gemacht haben. Die Verleihung fand im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des Anwaltstags in Wiesbaden statt.
Die Hans-Dahs-Plakette würdigt vor allem anwaltliche und fachliche Expertise. „Bei Mechtild Düsing lässt sich die Brillanz nie so ganz von der Person trennen“, so Rechtsanwältin und Notarin Edith Kindermann, Präsidentin des Deutschen Anwaltvereins (DAV). „Es ist daher keine Überraschung, dass gerade sie – als erste Anwältin überhaupt – die Hans-Dahs-Plakette erhält.“ Im Mai feierte Düsing ihr 50-jähriges Jubiläum als Rechtsanwältin. Mehr als 21 Jahre davon war sie Mitglied im Verfassungsrechtsausschuss des DAV. Dort hat sie sich nicht nur beharrlich der Berufsfreiheit von Anwältinnen und Anwälten in allen Variationen gewidmet. „Ob Kinderrechte im Grundgesetz, Sicherungsverwahrung oder Sterbehilfe: Es sind die großen und oft auch polarisierenden Themen, die Mechtild Düsing am Herzen liegen“, so Kindermann.
Als Anwältin sind vor allem ihre Erfolge vor Gericht beeindruckend – das Bundesverfassungsgericht ist ihren Ausführungen mehr als einmal gefolgt. Mechtild Düsing ist es etwa zu verdanken, dass Notarinnen ihren Amtssitz nach einer Pause für Kinderbetreuungszeiten zurückerhalten können. Als das Bundesverfassungsgericht die Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Sterbehilfe kassierte und damit der DAV-Stellungnahme folgte, war das auch ein persönlicher Erfolg für Düsing, die sich mit großem Engagement DAV-intern für diese Position starkgemacht hatte.
Im Agrarrecht gilt sie europaweit als Koryphäe. So war es Düsing, die sich beim Thema „Milch-Quote“ vor dem Europäischen Gerichtshof erfolgreich gegen die EU-Kommission durchgesetzt hat: Die Landwirt:innen erhielten Schadensersatz. Ihr Engagement im DAV war breit gestreut – für ihren leidenschaftlichen Einsatz für Anwältinnen und Gleichstellungsthemen wurde Düsing 2019 bereits mit dem Maria-Otto-Preis geehrt.
Die Hans-Dahs-Plakette geht zurück auf den 1972 verstorbenen Rechtsanwalt Prof. Dr. Hans Dahs, der von 1955 bis 1971 Mitglied des DAV-Vorstands war. Dahs verfügte über eine herausragende Überzeugungskraft und setzte sich neben seiner beruflichen Tätigkeit besonders für die Verwirklichung des sozialen Rechtsstaats ein. Er hat die Stellung von Bürgerinnen und Bürgern gegenüber Staat und Justiz gestärkt. Anwaltliche Arbeit und wissenschaftliches Werk waren für ihn eine untrennbare Einheit. Die Plakette wird seit 1973 verliehen und gilt als höchste Auszeichnung der Anwaltschaft. Hier finden Sie eine Übersicht über die bisherigen Inhaber.
(c) DAV, 15.06.23