Leitgedanke der diesjährigen, inzwischen bereits im zehnten Jahr seit 2013 regelmäßig durchgeführten interdisziplinären Fachtagung der Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig und der Polizeidirektion Braunschweig zur Bekämpfung häuslicher Gewalt war das Thema: „10 Jahre interdisziplinärer Austausch“. 

Nach der Veranstaltungseröffnung durch Oberstaatsanwältin Serena Stamer und Polizeipräsident Michael Pientka befassten sich über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem aus Justiz, Polizei, kommunalen Einrichtungen und Opferschutzeinrichtungen zentral mit einem Blick auf die Menschen, die Gewalt erleben oder erlebt haben und dadurch stark bis hin zur Entwicklung einesTraumas beeinträchtigt sind. Hierneben gab es einen Rückblick auf die vergangenen Jahre und den erfolgreichen Austausch mit dem dadurch entstandenen Kooperationsnetzwerk.

Ein solches Trauma betrifft nicht nur die Opfer selbst – es sollte bei allen mit den Opfern in Berührung kommenden Institutionen Berücksichtigung finden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung hatten dabei im Focus, dass die Vernehmung eine besondere Herausforderung im Umgang mit traumatisierten Opfern darstellt. Daher wurde diese Situation besonders beleuchtet und rechtliche sowie tatsächliche Unterstützung für den beruflichen Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt aufgezeigt.

Ein Rückblick erfolgte auch auf fünf Jahre Istanbul Konvention, die lokal Behörden wie Zivilgesellschaft zur Zusammenarbeit auffordert, und deren Umsetzung auf kommunaler Ebene. In den Blick genommen wurden weiterhin die erfolgreiche Arbeit der aus den Fachtagungen vor fünf Jahren entstandenen interdisziplinären Koordinierungsstelle zur Bekämpfung häuslicher Gewalt für die Region Braunschweig (iKOST HG). Auch der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt in Braunschweig, der unter anderem das Präventions- und Aufklärungsprojekt „Rosenstraße 76“ – eine interaktive Dauerausstellung gegen häusliche Gewalt – initiiert hat, das im Auftrag der Stadt Braunschweig in Trägerschaft der diakonischen Gesellschaft erfolgt mit dem Ziel zu enttabuisieren und Wege aus der Gewalt aufzuzeigen wurde betrachtet.

Ein Rückblick und ein Ausblick.

Gewalttaten, die hinter Wohnungstüren geschehen, sind längst keine Privatangelegenheit mehr. Das im Jahr 2002 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz mit seinem Grundsatz „Wer schlägt, muss gehen!“, ebenso die in 2018 in Deutschland in Kraft getretene Istanbul-Konvention des Europarates zur Verhütung und zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die Aktionspläne in Niedersachsen und die Kooperationsnetzwerke in unserer Region dienen alle dem Ziel, häuslicher Gewalt nachhaltig und wirkungsvoll entgegenzutreten.

Auch wenn Verfahrenszahlen angezeigter häuslicher Gewalt bei den Strafverfolgungsbehörden im Rückblick auf die letzten Jahre immer noch kontinuierlich anwachsen, hängt dies unter anderem mit guter Aufklärung und Beratung, wachsender gesellschaftlicher Aufmerksamkeit sowie der damit einhergehenden Aufhellung des Dunkelfelds in diesem Kriminalitätsphänomen zusammen.

Generalstaatsanwalt Detlev Rust bekräftigte:

„Die erfolgreiche und nachhaltige Zusammenarbeit aller Netzwerkpartner wirkt effektiv bei der Bekämpfung und Ahndung jeglicher Form von Gewalt gegen Frauen, Kinder und andere Betroffene. Seit nunmehr zehn Jahren wird dieser interdisziplinäre Austausch mit starkem Effekt für Prävention, Opferschutz und wirksame Strafverfolgung durchgeführt.


Mein ganz persönlicher Dank gilt dabei auch heute wieder besonders der Sonderdezernentin der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Frau Oberamtsanwältin Katrin Heiland, als Organisatorin von der ersten Stunde an, die sich mit unermüdlichem Engagement für die Sache einsetzt, um dafür zu sorgen, dass die Würde jeder und jedes einzelnen Betroffenen gewahrt und das Recht auf ein gewaltfreies Leben in der Gesellschaft durchgesetzt wird.“

Polizeipräsident Michael Pientka dazu:

„Der jährliche Anstieg von Gewaltstraftaten gegen Frauen – insbesondere von Femiziden und Fällen häuslicher Gewalt ist unser Antrieb, die Aktivitäten im Netzwerk weiter auszubauen. Wir werden unseren bereits eingeschlagenen Weg zur konsequenten Umsetzung der Istanbul-Konventionen fortsetzten und uns nachhaltig für einen noch besseren Schutz von Frauen und Kindern einsetzen.Auf die bestehenden Handlungs- und Interventionsansätze in der Region Braunschweig mit dem damit verbundenen interdisziplinären Austausch aller Netzwerkpartner können wir sehr stolz sein. Als sogenanntes Braunschweig Modell ist dies landesweit wegweisend.“

(c) GenStA Braunschweig, 07.06.23

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