Zum Entwurf des BMBF für Eckpunkte zum Startchancen-Programm erklärt Nina Stahr, Sprecherin für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung:
Es ist gut, dass das BMBF nun endlich ein umfassenderes Konzept für das Startchancen-Programm vorgelegt hat. Wir werden 4000 Schulen mit besonderen Bedarfen gezielt fördern. Deswegen begrüßen wir die Abkehr vom Verteilmechanismus des Königsteiner Schlüssels außerordentlich. Die vorgeschlagenen Kriterien zur Mittelverteilung sind ein wichtiger Schritt hin zu einer evidenzbasierten Mittelverteilung, die auch weit über das Startchancen-Programm hinaus eine Signalwirkung haben kann. Beim Kriterium „Migration“ haben wir allerdings noch Gesprächsbedarf, denn aktuelle Studien wie bspw. der Chancenmonitor 2023 zeigen, dass nicht der Migrationshintergrund, sondern vor allem der sozio-ökonomische Hintergrund des Elternhauses den Bildungserfolg der Kinder beeinflusst.
Die Länder sollten sich nun bewegen und von der jüngsten KMK-Positionierung abrücken. Die überwiegende Mehrheit aller Bildungsforscher*innen empfiehlt eine Abkehr vom Königsteiner Schlüssel, da er kein geeigneter Verteilungsschlüssel für eine evidenzbasierte Förderung nach Bedarf ist.
Der vom BMBF vorgelegte Entwurf für Eckpunkte ist eine gute Grundlage für die weiteren koalitionsinternen Beratungen und die Verhandlungen mit den Ländern. Mit der Fokussierung auf Grundschulen haben wir bereits einen bündnisgrünen Verhandlungserfolg verbucht. Weil immer mehr Grundschüler*innen die Mindeststandards in den Basiskompetenzen nicht erreichen, müssen wir gezielt von Anfang an, also in der Primarstufe, fördern. Die enge wissenschaftliche Begleitung, diverse Evaluationsmechanismen und die Einbindung der Zivilgesellschaft im weiteren Prozess sind uns ebenso zentrale Anliegen.
Es ist nun entscheidend, dass sich Bund und Länder zügig auf gemeinsame Eckpunkte einigen, damit das Programm rechtzeitig an den Start gehen kann. Das Startchancenprogramm ist zusammen mit der Kindergrundsicherung das zentrale bildungspolitische Projekt der Ampel-Koalition. Finanzielle Förderung der Familien und gezielte Förderung der sozialen Infrastruktur müssen Hand in Hand gehen – denn Armut führt häufig zu schlechteren Bildungsabschlüssen. Nur wenn beide Projekte zusammen gedacht werden, werden wir den Bildungserfolg unserer Kinder von der sozialen Herkunft entkoppeln.