Bundesminister Robert Habeck ist zu politischen Gesprächen in die norwegische Hauptstadt Oslo gereist. Im Mittelpunkt der Gespräche steht der Aufbau einer klimaneutralen Energieversorgung, insbesondere die Herstellung und Lieferung von Wasserstoff und die Dekarbonisierung energieintensiver Industriebranchen. Dazu verstärken Deutschland und Norwegen ihre Energiekooperation und weiten sie aus. Entsprechende Erklärungen wurden heute zu Beginn der Reise in Oslo unterzeichnet.
Auf dem Programm stehen neben einem Gespräch mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gare Støre Treffen mit den norwegischen Amtskollegen Terje Aasland, Minister für Öl und Energie, Jan Christian Vestre, Minister für Industrie und Handel und Espen Barth Eide, Minister für Klima und Umwelt. Zudem sind Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen, unter anderem in der deutschen- norwegischen Außenhandelskammer geplant. Am Freitag wird Minister Habeck außerdem in Brevik die weltweit erste Kohlenstoffabscheideanlage im Industriemaßstab in einer Zementproduktionsanlage besichtigen, diese befindet sich im dortigen Zementwerk der Firma Heidelberg Materials. Bei der Firma Nel im Industriepark Herøya ist ein weiterer Besuch geplant. Hier ist die weltweit erste vollautomatisierte Fabrik zur Herstellung von Elektrolyseuren in Betrieb gegangen.
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz: „Norwegen ist ein wichtiger, gleichgesinnter und sehr verlässlicher Partner für Deutschland. Das hat sich letztes Jahr nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise noch mal eindrücklich bewiesen. Unsere enge Zusammenarbeit in Energie- und multilateralen Klimafragen wollen wir weiter vertiefen. Gemeinsam wollen wir die Dekarbonisierung der Wirtschaft vorantreiben und dafür jetzt alle notwendigen Weichen stellen. Dabei gilt: Norwegen ist heute unser wichtigster Energielieferant und soll es auch auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft bleiben. Heute beziehen wir den Großteil unseres Erdgases aus Norwegen, in Zukunft wollen wir zunehmend Offshore-Windenergie und Wasserstoff importieren; zunächst blauen, dann immer mehr grünen Wasserstoff. Dafür gilt es jetzt gemeinsam, eine europäische Netz- und Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen und die Produktion anzuschieben. Außerdem wollen wir wichtige Felder der grünen Industriepolitik stärken, wie die Batteriezellenproduktion, die Mikroelektronik oder der Rohstoffgewinnung.“
Die Vertiefung der Energiekooperation wurde zu Beginn der Reise in zwei gemeinsamen Erklärungen festgehalten. So unterzeichneten Bundesminister Habeck und Minister Aasland ein Joint Statement zur Kooperation bei Wasserstoff sowie eine Joint Declaration mit Minister Vestre.
In der Joint Declaration vereinbaren Norwegen und Deutschland eine strategische Partnerschaft in den Bereichen Klima, erneuerbare Energien und grüner Industrie. Gemeinsames Ziel ist es, die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben. In einem Arbeitsprogramm soll dafür die Partnerschaft im Energiebereich, wie bei der Offshore-Netzinfrastruktur bestätigt und weiterentwickelt werden. Darüber hinaus werden Deutschland und Norwegen ihre Zusammenarbeit im Bereich der Rohstoffe und der damit verbundenen strategischen Wertschöpfungsketten intensivieren. Das betrifft auch den Bereich Mikroelektronik. Auch bei der Speicherung von CO2 soll es eine Zusammenarbeit geben, insbesondere mit Blick auf Einspeicherungsmöglichkeiten in Norwegen.
Im Joint Statement zu Wasserstoff bekräftigen Norwegen und Deutschland ihre gemeinsame Absicht bis 2030 eine großflächige Versorgung mit Wasserstoff und das Ziel, die dafür notwendige Infrastruktur von Norwegen nach Deutschland aufzubauen.
Norwegen hat nach Zahlen des European Hydrogen Backbone 2030 Erzeugungspotentiale von bis zu 50 THW grünem Wasserstoff und 150 THW bis 2040, demgegenüber steht ein relativ geringer Eigenverbrauch von grünem Wasserstoff. Mittelfristig ist daher geplant grünen Wasserstoff aus Norwegen nach Deutschland zu importieren. Die Gespräche über eine Wasserstoff-Pipeline laufen weiter. Als Ergebnis eines bilateralen Runden Tisches wird dazu derzeit eine gemeinsame Machbarkeitsstudie unter Beteiligung der Wirtschaft durchgeführt. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2023 vorliegen.
Auch die Sicherheit der Gaspipelines spielte bei dem Besuch eine Rolle. So sollen sich im Rahmen der norwegisch-deutschen Pipeline-Kommission zeitnah Staatssekretäre der Ministerien treffen, um gemeinsam mit Experten die Sicherheit der Gaspipelines zwischen Norwegen und Deutschland weiter zu verbessern.
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Pressemitteilung vom 5. Januar 2023